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VOGTLAND TV
  • Mittwoch, 21 August 2024, 18:52 Uhr | Lesezeit ca. 5 Min.

Rückzug von Yvonne Magwas: So denken Politiker über ihren Schritt

Magwas: “Es wird gelogen, diskreditiert, gehetzt.”

Hinterlässt eine Lücke: So denken Politiker im Vogtland und in Sachsen über Yvonne Magwas überraschenden Rückzug aus der großen Politik. Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages und vogtländische Bundestagsabgeordnete nennt das gesellschaftliche Klima in den letzten Jahren in Sachsen als einen der Hauptgründe für ihren Schritt: „Es wird gelogen, diskreditiert, gehetzt“, sagt die gebürtige Rodewischerin. Wir haben uns bei Politikern im Vogtland und Sachsen zur Entscheidung von Yvonne Magwas umgehört.  

Mehr dazu im Reel:

Yvonne Magwas wurde in Rodewisch geboren und besuchte das Goethe-Gymnasium in Auerbach. Ihre politische Karriere begann sie 1998 in der Jungen Union Vogtland. Seit 2017 ist die Vogtländerin direkt gewählte Abgeordnete im Deutschen Bundestag.

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Nach drei Legislaturperioden für das Vogtland im Deutschen Bundestag und einer Legislaturperiode als Vizepräsidentin tritt Yvonne Magwas zur Bundestagswahl im Herbst 2025 nicht wieder an. “Diese selbstbestimmte Entscheidung habe ich gemeinsam mit meiner Familie getroffen – ich habe sie mir nicht leicht gemacht, zumal ich meine Arbeit als Abgeordnete und als Vizepräsidentin aus Überzeugung, mit viel Engagement und Herz ausübe”, sagt die CDU-Politikerin.

“Es wird gelogen, diskreditiert, gehetzt; die Demokratie und ihre Institutionen werden von AfD, Freien Sachsen, III. Weg, NPD und wie sie alle heißen, Tag für Tag und systematisch in Frage gestellt mit dem Ziel sie abzuschaffen. “

Yvonne Magwas, CDU

In einer Mitteilung erklärt sie Ihren Schritt wie folgt:

Ich freue mich, dass wir im Vogtland in den letzten Jahren so viel Positives erreichen konnten. Viele engagierte Menschen in und außerhalb der Politik über alle Ebenen haben dafür gut zusammengearbeitet. Wenn man mit offenen Augen durch unsere Heimat geht, sieht man, wo die Herausforderungen liegen, aber vor allem sieht man, was geschafft wurde. Ich bin dankbar und stolz, dass ich an vielen Stellen dazu beitragen konnte. Seien es Bundesförderungen, das Entwickeln von Ideen oder die Vernetzung von Menschen. Ich wünsche mir, dass wir das Geschaffene häufiger sehen, dass wir zuerst positiv über unsere Heimat und unser Land sprechen – denn wer nicht zuversichtlich ist, kann niemand überzeugen, niemand für unsere Region begeistern.

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Seit 2021 Vizepräsidentin im Bundestag

Yvonne Magwas in Berlin im Deutschen Bundestag. Foto: Tobias Koch
Yvonne Magwas in Berlin im Deutschen Bundestag. Foto: Tobias Koch

Seit Oktober 2021 darf ich das Amt der Vizepräsidentin ausüben. Das ist mir eine große Ehre und macht mir viel Freude. Ich danke von Herzen meiner Bundestagsfraktion, die mich vorgeschlagen hat, und den Mitgliedern des Deutschen Bundestages, die mich mit großer Mehrheit gewählt haben. Mein großer Dank gilt auch dem gesamten Präsidium. Bei allen parteipolitischen Unterschieden arbeiten wir als Demokratinnen und Demokraten sehr gut zusammen.

Unsere parlamentarische Demokratie ist ein Schatz, den es zu schützen, aber auch weiterzuentwickeln gilt. Die das Parlament beratenden neu eingeführten Bürgerräte sind ein Baustein für mehr Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger. Es sollte nicht der Letzte sein. Die Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionen dürfen den leider eingeschlagenen Weg der zu kurzen Beratungen und Fristen nicht weiter so gehen. Parlamentarismus lebt auch davon, dass die Mehrheit die parlamentarischen Minderheitenrechte allzeit akzeptiert, und davon, dass im Parlament die Entscheidungen getroffen werden.

Rechtsradikale Feinden wollen Demokratie abschaffen

Zur Wahrheit gehört auch, dass das gesellschaftliche Klima in den letzten Jahren erheblich rauer geworden ist, insbesondere in Sachsen. Betrieben wird sie vor allem von rechtsradikalen Feinden der Demokratie. Es wird gelogen, diskreditiert, gehetzt; die Demokratie und ihre Institutionen werden von AfD, Freien Sachsen, III. Weg, NPD und wie sie alle heißen, Tag für Tag und systematisch in Frage gestellt mit dem Ziel sie abzuschaffen.

Als Abgeordnete steht man dabei ganz besonders im Feuer. Ich habe viel an Beleidigungen, Bedrohungen, aber leider auch viel Gleichgültigkeit erlebt. Das raubt Kraft. Wenn unser Land diesen Weg weiter geht, wird es dunkel und kalt – darüber sollten sich mehr Menschen Gedanken machen, bei allen kleinen und größeren Unzulänglichkeiten. Es braucht Herz, Verantwortungsgefühl und Gemeinsinn. Von Vielen.

Ich danke meiner Partei, dass sie mich mehrheitlich immer unterstützt hat. Viele Parteifreundinnen und -freunde von vor Ort bis zur Bundesebene haben mich politisch „getragen“. Die CDU steht auf drei Säulen christlich-sozial, liberal und konservativ. Alle drei Säulen machen sie gleichermaßen aus. Die Union muss den Anschluss an den gesellschaftlichen Wandel halten. Klare Abgrenzung nach Rechtsaußen muss jederzeit und auf allen Ebenen stehen.

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Mehr Zeit für Familie

Ein großes Dankeschön gilt meinem Mitarbeiterteam. Wir haben stets viel gearbeitet, aber auch viel gelacht. Ohne meine Mitarbeitenden hätte ich vieles so nicht geschafft.

In Zukunft möchte ich vor allem auch mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Der Spagat zwischen politischen Spitzenämtern und Familie ist auf Dauer herausfordernd. Ich habe höchsten Respekt vor allen Familien, die Beruf und Familie, Politik und Familie täglich meistern. Meine Entscheidung ist daher auch höchstpersönlich.

Noch Projekte geplant

Bis zum Ende der Legislaturperiode habe ich als Bundestagsvizepräsidentin und als Bundestagsabgeordnete für das Vogtland noch einige Projekte „im Köcher“. Ich bleibe ein politischer Mensch, leidenschaftliche Demokratin und gesellschaftlich engagiert. Alles hat seine Zeit im Leben, gelegentliche Aufbrüche und Wechsel sind grundsätzlich etwas Gutes. Ich freue mich darauf.

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