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Michael Kretschmer hört sich in Triebel Sorgen und Nöte der Vogtländer an

Bürger bescheinigen dem Sachsenminister Rückgrat

Kaputte Straßen, Windräder, Apothekensterben: In Triebel hat sich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer die Sorgen und Nöte der Vogtländer angehört. Nach der Diskussionsrunde in Triebel ereignete sich ein Unfall in der Auto-Kolonne des Ministerpräsidenten. In einem anderen Fahrzeug konnte er die Fahrt Richtung Dresden fortsetzen. Es wurde niemand verletzt.  

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Gut gefüllt war am Dienstagabend der Kultursaal von Triebel. Wer hitzige Debatten erwartete, der wurde trotz der sommerlichen Temperatur enttäuscht. Souverän präsentierten sich der Landesvater Michael Kretschmer als auch CDU-Landrat Thomas Hennig bei einem Bürgerforum.

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Unter dem Namen „Direkt: Michael Kretschmer #UnterwegsFürSachsen“ veranstaltet das sächsische Oberhaupt Diskussionsrunden für angemeldete Bürger im großen Stil, so auch in der Vergangenheit in Reichenbach und Falkenstein. Die Moderation übernahm Freie Wähler Triebel-Bürgermeister Udo Seeger.

Michael Kretschmer stellte sich den Fragen der Bürger im Kultursaal in Triebel. Foto: Sebastian Höfer
Michael Kretschmer stellte sich den Fragen der Bürger im Kultursaal in Triebel. Foto: Sebastian Höfer

„Ein Granitschädel aus der Oberlausitz besucht die Granitschädel im Vogtland“, mit jener Bemerkung hatte Kretschmer die Sympathie des Publikums gewonnen. An zwei sogenannten offenen Mikrofonen konnten Bürger mit ihm ins Gespräch kommen. Mitunter gab es auch lobende Worte für die Haltung Kretschmers in Sachen Rohstoffe, dem Ukrainekrieg und zu seinem klaren Statement: „Keine deutschen Waffen für Kriegsgebiete“. Er solle weiterhin Rückgrat zeigen, auch wenn Berliner Gegenwind ins Gesicht bläst. Ursprünglich für das Gesprächsformat waren 90 Minuten geplant. Am Ende wurden es zwei Stunden und weitere anderthalb Stunden im Nachgang am Grill.

Sorge um medizinische Versorgungsabdeckung im ländlichen Raum

Constanze Süßdorf-Schönstein - Inhaberin der Oelsnitzer Marktapotheke trat ans Mikrofon. Foto: Sebastian Höfer
Constanze Süßdorf-Schönstein – Inhaberin der Oelsnitzer Marktapotheke trat ans Mikrofon. Foto: Sebastian Höfer

Ein großes Engagement für die Sorgen und Nöte im Bereich des vogtländischen Gesundheitswesen bescheinigte Landrat Thomas Hennig der Oelsnitzer Apothekerin Constanze Süßdorf-Schönstein. Umtrieben von den Sorgen der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum, richtete sie mahnende Worte an den Ministerpräsidenten. „Und wenn ich mir überlege, wie viele der Ärzte jenseits der 60 sind, dann fällt mir kaum einer ein, der jünger ist. Und wir Apotheken ziehen da in einem Wahnsinnstempo nach. Aktuell stirbt jeden Tag eine Apotheke in Deutschland“, so die besorgte Apothekenchefin.

Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Kultursaal in Triebel zum Bürgerforum mit Michael KretschmerI. Foto: Sebastian Höfer
Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Kultursaal in Triebel zum Bürgerforum mit Michael KretschmerI. Foto: Sebastian Höfer

Bezüglich der Reformen im Gesundheitswesen sprach sich Kretschmer für das Modell der Poliklinik aus und betonte die Notwendigkeit, die strikte Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung aufzuheben und die spürbaren Grenzen aufzuweichen. Konkret ging es um die zurückliegende Schließung des Krankenhauses in Reichenbach. „Ich kenne mich mit Zahlen aus, Jeder normale Wirtschaftsprüfer hätte da sofort festgestellt, dass das nicht mehr zu retten ist.“ Hennig erklärte, dass die niedrigen Belegungszahlen und der immense Sanierungsstau die Schließung unvermeidlich machten.

Kretschmer mahnt fehlende Unterstützung aus Berlin

Nicht nur einmal äußerte Kretschmer an diesem Abend Kritik an der Bundesregierung. Auch vom aktuellen Gesundheitsminister zeichnete er ein deutliches Bild: „Gespräche mit Karl Lauterbach sind schwierig, weil man kann mit ihm eigentlich nicht reden. Also man kann ihm zuhören und es hat oft was von einer Anhörung, aber es ist eigentlich kein gegenseitiges Miteinander ringen und verstehen.“ Rund 20 Millionen Euro hat der Freistaat aus eigener Kasse den Kliniken gezahlt und der Freistaat müsse sich selber helfen anstatt auf Berlin zu vertrauen, legte das sächsische Oberhaupt gegen die Regierung in der Hauptstadt nach.

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Michael Kretschmer stellte sich den Fragen auch nach der offiziellen Veranstaltung in Triebel. Foto: Sebastian Höfer
Michael Kretschmer stellte sich den Fragen auch nach der offiziellen Veranstaltung in Triebel. Foto: Sebastian Höfer

Zum Thema Energie erklärte Kretschmer, dass eine Energie-Mischung notwendig sei und bezeichnete das Windkraft-Ziel als „den falschen Maßstab“. Er betonte, dass es unredlich sei, zu behaupten, erneuerbare Energien seien nicht notwendig, und verteidigte die Notwendigkeit von Freileitungen für den Stromtransport, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu erhalten.

Mögliche Koalitionen nach der Wahl

Wahrscheinlich von vielen Zuhörern erwartet, betraf eine der Fragen mögliche Koalitionen nach der Landtagswahl. Ein Forumsgast sprach von einer möglichen Koalition zwischen CDU und AfD in Sachsen. Kretschmer lehnte dies entschieden ab: „Mit denen geht es nicht. Es gibt einen Unterschied zwischen konservativ und reaktionär. Höcke ist für mich das Symbol für Rechtsextreme in der Truppe.“ Auf die Frage nach einer möglichen Koalition mit dem Bündnis Sahra Wagenknechts schildert Kretschmer seine Beobachtungen zur ehemaligen Die Linke-Politikerin im Bundestag: „Mit Sahra Wagenknecht wollte nie jemand reden, dass muss man leider sagen. Die meisten haben da nicht großen Wert draufgelegt und sie glaube ich auch nicht.“

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