- Samstag, 25 März 2023, 10:31 Uhr | Lesezeit ca. 5 Min.
Kriminalstatistik: So wenig Delikte im Vogtland und Raum Zwickau wie Anfang der 90er
Weniger Wohnungseinbruchdiebstähle, weniger gestohlene Kraftwagen, gesunkene Gewaltkriminalität
Die Kriminalität in Westsachsen ist im Jahr 2022 im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Zwickau erneut gesunken und damit auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang der 1990er-Jahre angelangt. Die Anzahl der Straftaten sank im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 Prozent (855 Fälle) auf 24.158 Straftaten. Damit verringerte sich auch die Häufigkeitszahl auf 4.550 Straftaten pro 100.000 Einwohner im Jahr 2022.
Nachdem die Aufklärungsquote im Jahr 2020 einen Höchstwert erreicht hatte, sank sie in den vergangenen beiden Jahren wieder leicht und lag 2022 bei 60,2 Prozent.
„Die Kriminalitätsbelastung ging im Landkreis Zwickau und Vogtlandkreis im Jahr 2022 zurück – und das, obwohl die Zahl der Straftaten sachsenweit im gleichen Zeitraum angestiegen ist. Gemessen an der Polizeilichen Kriminalstatistik gehören die beiden Landkreise weiterhin zu den Regionen mit den niedrigsten Kriminalitätsraten in Sachsen“, sagte Polizeipräsident Dirk Lichtenberger, Leiter der Polizeidirektion Zwickau.
Die Zahl der Einbrüche in Wohnungen und Einfamilienhäuser sank im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 17,8 Prozent auf 203 Fälle, davon blieb es in 86 Fällen beim Versuch. Auch beim Kraftwagendiebstahl gingen die Zahlen in den letzten Jahren stetig zurück und sind mit 77 Fällen (- 20,6 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021) auf einem neuen Tiefststand angekommen. Die Aufklärungsquote bei gestohlenen Kraftwagen erreichte wiederum einen Höchstwert von 61,0 Prozent.
Im Jahr 2022 registrierte die Polizeidirektion Zwickau 811 Fälle von Gewaltkriminalität mit einer gestiegenen Aufklärungsquote von 85,4 Prozent. „In den Jahren 2020 und 2021 wurden weniger Gewaltstraftaten verübt, vermutlich weil aufgrund von Corona-Beschränkungen generell weniger Menschen im öffentlichen Raum unterwegs waren und weniger Kontakte stattfanden. Im Vergleich zu den Jahren 2016 bis 2019 war die Gewaltkriminalität 2022 rückläufig“, sagte Polizeipräsident Lichtenberger.
Entwicklungen in einzelnen Deliktbereichen
Die Zahl der festgestellten Rauschgiftdelikte ging im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2021 um ein Fünftel zurück. Von den insgesamt 1.317 Fällen im Landkreis Zwickau und Vogtlandkreis standen mehr als die Hälfte im Zusammenhang mit Cannabis und etwa ein Viertel im Zusammenhang mit Crystal. „Bei der Bewertung der Zahlen ist zu beachten, dass bei der Rauschgiftkriminalität immer eine gewisse Schwankungsbreite zu verzeichnen ist und dass es sich um ein Kontrolldelikt handelt. Das heißt, dass die Zahl der erfassten Rauschgiftdelikte auch vom Umfang der polizeilichen Maßnahmen abhängt und lediglich das Hellfeld abbildet“, erläuterte Polizeipräsident Lichtenberger. Bei der Rauschgiftkriminalität wurde auch sachsenweit im Jahr 2022 ein Rückgang der erfassten Fälle registriert.
1.842 Straftaten mit dem Tatmittel Internet wurden im Jahr 2022 erfasst, was gegenüber dem Vorjahr einem leichten Rückgang entspricht. Einen deutlichen Anstieg verzeichnete die Polizei beim Verbreiten von pornografischen Inhalten. Auch die Zahl der Straftaten zur Kinderpornografie stieg in Sachsen und ganz Deutschland in den letzten Jahren stark an, was auf den erhöhten Verfolgungsdruck und ein effektiveres Monitoring einschlägiger Bereiche des Internets zurückzuführen ist. „Der Polizei stehen seit einigen Jahren vermehrt Daten aus dem Internet zur Verfügung, sodass die Ermittlerinnen und Ermittler Straftaten im Zusammenhang mit Kinderpornografie leichter aufdecken und Tatverdächtige ermitteln können“, sagte Dirk Lichtenberger.
Regionale Verteilung der Straftaten
Sowohl im Landkreis Zwickau als auch im Vogtlandkreis ging die Kriminalität im Jahr 2022 erneut zurück und befand sich auf dem niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Im Landkreis Zwickau wurden aufgrund der größeren Einwohnerzahl mehr Straftaten registriert als im Vogtlandkreis. Die Häufigkeitszahl war hingegen im Vogtlandkreis höher.
Die höchste Kriminalitätsbelastung im Zuständigkeitsgebiet hatten unverändert die beiden größten Städte zu verzeichnen: In der Stadt Zwickau wurden 41,6 Prozent aller Straftaten des Landkreises und in der Stadt Plauen 52,5 Prozent aller Straftaten des Vogtlandkreises registriert. Plauen ist nach wie vor die Stadt mit den meisten Straftaten auf 100.000 Einwohner gerechnet. „Aus polizeilicher Sicht hängen die Unterschiede zwischen den größeren Städten und dem ländlichen Raum mit der Bevölkerungsdichte und der damit verbundenen größeren Anonymität zusammen. Damit gibt es mehr Tatgelegenheiten und weniger Sozialkontrolle als im ländlichen Bereich“, sagte Polizeipräsident Lichtenberger.
Ermittelte Tatverdächtige
Von den 9.988 im Jahr 2022 ermittelten Tatverdächtigen waren drei Viertel Männer. Zum Großteil handelte es sich um Erwachsene (76,3 Prozent), aber es wurde auch ein leicht gestiegener Anteil an Kindern (5,1 Prozent), Jugendlichen (10,4 Prozent) und Heranwachsenden (8,2 Prozent) registriert. Von allen ermittelten Tatverdächtigen waren 81,5 Prozent deutsche Staatsangehörige. Hinter den verbliebenen 18,5 Prozent verbargen sich 79 verschiedene Nationalitäten. Davon waren am häufigsten syrische (201), tschechische (159) und rumänische (147) Tatverdächtige zu verzeichnen.
Politisch motivierte Kriminalität (PMK)
Die Zahl der politisch motivierten Straftaten stieg im Jahr 2022 um 12,6 Prozent auf 536 Fälle an. Damit fiel der Anstieg weniger stark aus als im sachsenweiten Vergleich (+ 31,9 Prozent). Auch der Anteil der Gewaltdelikte nahm entgegen dem Sachsentrend ab. Politisch rechts motivierte Straftaten machen rund die Hälfte aller im Landkreis Zwickau und Vogtlandkreis erfassten Fälle aus. Ein deutlicher Anstieg ist bei Straftaten zu verzeichnen, die keinem definierten Phänomenbereich zugeordnet werden können beziehungsweise keinen klaren ideologischen Kontext erkennen lassen. Dies betrifft insbesondere Straftaten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine und der Energiekrise sowie deren Folgen.
Die Aufklärungsquote sank auf 24,8 Prozent. Der Rückgang ist vor allem auf versammlungsrechtliche Verstöße bei nicht angezeigten Versammlungen zurückzuführen. Hier wurden regelmäßig Anzeigen gegen unbekannt erstattet, wenn keine Versammlungsleiter identifiziert werden konnten.
Sachsenweit zeigt sich ein anderes Bild…