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Vogtland Nachrichten
  • Samstag, 3 Dezember 2022, 14:32 Uhr | Lesezeit ca. 4 Min.

Flößerei zum Immateriellen Kulturerbe erklärt

Große Freude im vogtländischen Flößerdorf Muldenberg

UNESCO beschließt die Einschreibung der gemeinsamen Nominierung von Deutschland, Lettland, Österreich, Polen Spanien und Tschechien in die Repräsentative Liste ihres Kulturerbes. Die UNESCO hat am 1. Dezember 2022 die Flößerei zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Damit würdigt die UN-Kulturorganisation eine Tradition, die über Jahrhunderte in Europa lebendig ist.

Flößerei zum Immateriellen Kulturerbe erklärt. Foto: Igor Pastierovic
Flößerei zum Immateriellen Kulturerbe erklärt. Foto: Igor Pastierovic

Vogtländischer Flößerverein Muldenberg

Der Vogtländische Flößerverein Muldenberg e.V. hat in seiner Geschichte damit ein besonderes Ereignis miterleben können.  “Was für ein Glücksgefühl ist das! Wir als Mitglied der internationalen Flößergemeinschaft sind stolz und glücklich”, heißt es in einer Mitteilung. Es ist ein motivierender Moment für alle Flößerinnen und Flößer, die sich der Bewahrung und Weiterentwicklung dieser Handwerkskunst mit Leidenschaft verschrieben haben und ihr Wissen und Können an nachfolgende Generationen weitergeben.

“Umso mehr gewinnt für uns Mitglieder des Flößervereins das Schauflößen an Bedeutung, weil wir damit ein Stück kulturelles Erbe der Menschheit bewahren. Deshalb schon mal unbedingt unser Flößerfest am Himmelfahrtswochenende 18. Mai und 20. Mai 2023 im 1. Deutsche Flößerdorf Muldenberg vormerken.

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Dabei gibt es anschauliche Vorführungen des alten Flößerhandwerkes, das u.a. Schälen, Sägen und Spalten sowie das Flößen der Brennholzstämme umfasst. Die vogtländischen Flößer versorgten im 16. und 17. Jahrhundert die Leipziger Tiefebene mit Brennholz, das über die Mulde und Weiße Elster ca. 170 km geflößt wurde.

Deutschland, Lettland, Österreich, Polen Spanien und Tschechien hatten die Anerkennung gemeinsam beantragt. Dazu erklärte der Präsident der Internationalen Flößervereinigung (IATR), Dr. Frank Thiel: „Die Mitglieder unseres Verbandes haben mit großer Freude diese Anerkennung aufgenommen. Es ist ein motivierender Moment für alle Flößerinnen und Flößer, die sich der Bewahrung und Weiterentwicklung dieser Handwerkskunst mit Leidenschaft verschrieben haben und ihr Wissen und Können den nachfolgenden Generationen übermitteln.“ Eine mögliche Nominierung wurde zunächst durch Diskussionen auf den Generalversammlungen der Internationalen Flößer-Vereinigung, besonders im Jahr 2010, vorbereitet. „Viele Jahre engagierter ehrenamtlicher Arbeit der Trägergruppen haben jetzt ihre Würdigung gefunden“, meint Thiel.

Die Flößerei ist eine alte Handwerkskunst, die jahrhundertelang den Transport von Holz und Gütern auf dem Wasserweg ermöglichte. Seine Hochkonjunktur erlebte das Handwerk in Europa zwischen dem Mittelalter und dem 20. Jahrhundert. In diesem Zeitraum war Holz vor allem als Brenn- und Baustoff gefragt. Geflößt werden konnte auf nahezu allen Gewässern, auf kleinen Bächen ebenso wie auf großen Flüssen, Zwar hat mit zunehmender Industrialisierung die Flößerei als Transportmittel an Bedeutung verloren, jedoch fanden sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert wieder viele Interessierte zusammen, um die Kunst des Floßbaus und der Flößerei für heutige und kommende Generationen zu erhalten.

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Heute findet das alte Handwerk wieder zunehmend Verbreitung und steht Frauen wie Männern gleichermaßen offen. Flößereivereine halten das traditionelle Wissen wach. Auf Flößerfeste und Floßfahrten, in Schulen und Kindergärten informieren sie über das kulturelle Erbe und die Bedeutung des Rohstoffs Holz in Vergangenheit und Zukunft.

So wird auch die länderübergreifende Zusammenarbeit gewürdigt, die maßgeblich zum Erfolg der Nominierung geführt hat.

Dr. Frank Thiel

„Wir freuen uns sehr über die Einschreibung der Flößerei in die Repräsentative Liste der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit“ stellt Thiel weiter fest. „So wird auch die länderübergreifende Zusammenarbeit gewürdigt, die maßgeblich zum Erfolg der Nominierung geführt hat.“ Gegenwärtig beschäftigen sich nahezu 8.000 Flößerinnen und Flößer in Europa mit der Pflege dieses Kulturerbes. „Die Einschreibung in die UNESCO-Liste“, ist sich Thiel gewiss, „wird auch in den anderen Mitgliedsstaaten, in denen die Flößerei noch nicht in den nationalen Listen geführt wird, einen entsprechenden Impuls für die Tätigkeit der Flößervereine geben.“ Dazu zählen beispielsweise Bosnien-Herzegowina, Finnland, Frankreich, Italien, Rumänien, Slowenien, und Kanada.

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