- Sonntag, 16 Februar 2025, 17:31 Uhr | Lesezeit ca. 4 Min.
„Bürgerdialog“ der AfD Vogtland sorgt für Gegenwind
AfD lockt hunderte Anhänger in die Festhalle / Mehr als 100 Gegendemonstration vor der Halle
Der Wahlkampf zur Bundestagswahl 2025 hat in dieser Woche in Plauen Menschen mit den unterschiedlichsten politischen Einstellungen zusammengeführt. Grund war ein „Bürgerdialog“ der AfD Vogtland in der Festhalle Plauen. Das Bündnis für Demokratie, Toleranz und Zivilcourage Vogtland organisierte vor der Halle eine Demokratiekundgebung unter dem Motto „Wir sind die Brandmauer“.

Neben den vogtländischen Bundestagskandidaten von den Linken, den Grünen und der SPD versammelten sich auf dem Platz vor der Festhalle etwa 100 Gegner. Mit einem bunten und friedlichen Protest zeigten die Demonstranten mit Regenbogenfahnen und Handschildern ihre Haltung zum abgehaltenen Programm der Alternative für Deutschland (AfD) in der Festhalle.
Ein Vielfaches an Menschen zog die AfD-Veranstaltung an. Laut Veranstalter waren es gut 450 Vogtländer, die den Ausführungen des Direktkandidaten Mathias Weiser lauschten. Dieser hatte AfD-Sachsen-Chef, Jörg Urban, zum Dialog eingeladen. Urban zeigte sich von der Zuhörerschar sichtlich beeindruckt. Ebenfalls auf der Bühne vertreten war AfD-Kreisvorsitzender René Standke. Moderiert wurde die Runde von Angelina Pertiller, die ebenfalls aus dem Kreisvorstand ist.
“Leider konnten wir keine sachlichen Gespräche führen – mehr als abwertende und aggressive Provokationen kam nicht.”
Bündnis für Demokratie, Toleranz und Zivilcourage Vogtland
Wenige Meter vor dem Haupteingang der Festhalle positionierten sich junge Menschen mit deutlichen Bekenntnissen für Farbe und Vielfalt. Mit Vergleichen zu den Anfängen 1933 in Deutschland zeigten sie ihren Unmut gegenüber der AfD-Veranstaltung. Aufgerufen wurde zur Kundgebung für Demokratie vor allem in den sozialen Medien.

Auch wenn die Gegner vor der Halle deutlich in der Unterzahl im Vergleich zu den Anhängern der AfD waren, sind die Organisatoren mit dem Gegenveranstaltung zufrieden gewesen: „Plauen hat gezeigt: Wir schweigen nicht – für unsere Region und für unsere Demokratie! Gerade in kleineren Städten, wo es viel Zustimmung für eine vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte AfD gibt, ist es nicht leicht, sich gegen Hass und Hetze zu stellen. Leider konnten wir keine sachlichen Gespräche führen – mehr als abwertende und aggressive Provokationen kam nicht“, heißt es vom Bündnis für Demokratie, Toleranz und Zivilcourage Vogtland.
“Wer für sein Geld gearbeitet hat, darf nicht bestraft werden, in dem die Rente nochmals versteuert wird.”
AfD-Direktkandidat Mathias Weiser
Schauen wir noch einmal in die Festhalle. Die gut 450 Sympathisanten der AfD waren im Durchschnitt deutlich älter als das Publikum vor der Tür. Handwerker, Verwaltungsangestellte, Rentner, Arbeiter, Mitarbeiter vom Rathaus, kurzum ein Querschnitt durch die Gesellschaft applaudierte und bejahte unzählige Aussagen, Wahlversprechen und Schilderungen der Kandidaten auf dem Podium.

Das Publikum nahm es Mathias Weiser ab, die Vorhaben in die Tat umzusetzen und etwas für das Vogtland bewegen zu wollen. Am Ende der reichlich zwei Stunden, wurde über Vieles gesprochen. Krankenversicherung, die Rückführung krimineller Ausländer, aber auch im Gegenzug über die Notwendigkeit von sich integrierenden Fachkräften. Die abschließende Fragerunde, bei der einige Teilnehmer ihre Fragen stellen konnten, zeigte deutlich worum es den Plauenern, Vogtländern und auswärtigen Besuchern geht. Gefühlt umtreibt die Zuschauer die Angst um die eigene Existenz in Bezug auf Sicherheit und Finanzen. Wie ist die Meinung zur Besteuerung von Renten? Wie wird künftig das Geld für Eltern beziehungsweise das Muttergeld gestaltet? Wie geht es mit dem Krieg in der Ukraine weiter…

„Wer für sein Geld gearbeitet hat, darf nicht bestraft werden, in dem die Rente nochmals versteuert wird. Keine Waffen für die Ukraine und kein Krieg mehr sowie ein Muttergehalt als Anreiz für das Kinderkriegen“, quittierte Mathias Weiser die Fragen der Zuhörer und schien mit seinen Antworten augenscheinlich den Zuschauern aus der Seele zu sprechen, was sich im tosenden Applaus widerspiegelte. Der AfD-Direktkandidat arbeitet in Schleiz als kaufmännischer Leiter in der Firma seines Vaters und trägt hier die Verantwortung für seine Mitarbeiter.

Durchgefroren und dennoch standhaft war der überwiegende Teil der Versammlungsteilnehmer vor der Festhalle. Die ihren Protest, wie zu Beginn der Wahlkampfveranstaltung, mit Schildern und bunten Fahnen bis zum Schluss fortsetzten.