- Dienstag, 28 April 2020, 14:00 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.
Zögern im Notfall ist lebensgefährlich
Nicht aus Angst vor Corona mit Schmerzen zu Hause bleiben
Viele Menschen machen es richtig und folgen glücklicherweise den Vorgaben der Bundesregierung, beachten das Kontaktverbot, tragen ihre Schutzmaske und bleiben zu Hause. Offenbar meiden aber auch viele die Notaufnahmen der Kliniken, warten oft mit ihren Leiden, bis es fast schon zu spät ist! Das ist lebensgefährlich!
Aus Angst vor Ansteckung nicht in die Notaufnahme?
Gerade für Schlaganfallpatienten oder Patienten mit Herzerkrankungen ist das schlichtweg lebensgefährlich. Auch ein herauszögern oder ertragen der Schmerzen, den Notarzt erst in letzter Sekunde zu rufen, kann oft schlimm enden. Sind diese Ängste und Sorgen berechtigt? Nehmen die Notaufnahmen überhaupt noch Patienten auf? Matthias Wißgott, Chefarzt der Notfallaufnahme im Helios Vogtlandklinikum in Plauen gefragt, auf was in der aktuellen Situation bei Notfällen unbedingt zu achten ist:
Sollten Patienten mit akuten Erkrankungen, Schmerzen oder bei Unfällen aktuell noch wie gewohnt in die Notaufnahmen aufsuchen?
Davon abgesehen, dass Menschen, die medizinische Hilfe benötigen jederzeit von uns versorgt werden, sollten sie auch unbedingt die Versorgung in unserer Notaufnahme nutzen. Angst vor Ansteckung braucht bei uns keiner zu haben, da wir seit zwei Monaten mit einer zweiten Rettungsstelle arbeiten, einer sogenannten Infektions-Rettungsstelle. Dort werden Patienten mit Infektionskrankheiten gesondert behandelt, was eine perfekte Isolation für die weiteren Notfälle ermöglicht. Die Notaufnahmen sind rund um die Uhr besetzt und für die Versorgung von entsprechenden Erkrankungen und Verletzungen vorbereitet.
Ist es notwendig, dass Patienten anrufen, bevor sie in die Notaufnahme kommen?
Nur wenn sie Symptome einer Atemwegsinfektion oder den Verdacht auf die Covid-19-Erkrankung aufweisen, damit eine sofortige Isolation gewährleitet ist. Denn diese Patienten werden ausnahmslos in unserer Infektions-Rettungsstelle behandelt, die sich im Übrigen auch in einem separaten Gebäude auf dem Klinikumgelände befindet. Ansonsten ist es natürlich nicht notwendig, sich bei uns telefonisch anzumelden. Der Rettungsdienst verfügt für seine Einsätze über ein eigenes Anmeldungssystem.
Besteht die Gefahr, dass die Notaufnahme voll mit Corona-Patienten ist und sich keiner mehr um andere Notfallpatienten kümmert?
Nein, diese Gefahr besteht nicht. Wie schon erwähnt, haben wir einen komplett getrennten Infektionsbereich. Das heißt, in unserer „normalen“ Zentralen Notfallaufnahme kümmert sich das Personal nur um Notfallpatienten.
Ist das Risiko, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren in der Notaufnahme / im Krankenhaus höher als an anderen Orten?
Im gesamten Klinikum werden die notwendigen Hygienemaßnahmen konsequent umgesetzt. Ob Mund-Nasen-Schutz, Händedesinfektion oder Abstandsregeln, Hustenetikette oder der Verzicht auf das Händegeben. Das gilt für alle Mitarbeiter und Patienten und wird verantwortungsbewusst eingehalten. Dazu haben wir den gesamten Infektionsbereich (Infektions-ZNA und stationärer Bereich) räumlich völlig getrennt und eindeutig gekennzeichnet. Eine „Vermischung“ der Patienten findet dadurch nicht statt. (helios)
2020-04-28