- Dienstag, 9 Januar 2024, 16:29 Uhr | Lesezeit ca. 4 Min.
Wassermanagement gewinnt in Sachsen an Bedeutung
Landestalsperrenverwaltung Sachsen investierte 2023 mehr als 104 Millionen Euro
Trockenheit und Hochwasser: Das Jahr 2023 war von einer großen Bandbreite hydrologischer Ereignisse geprägt. „Durch das häufigere Auftreten von zu wenig oder zu viel Wasser gewinnt ein effektives Wassermanagement immer mehr an Bedeutung“, blickt der Geschäftsführer der Landestalsperrenverwaltung Sachsen, Eckehard Bielitz, auf 2023 zurück.
Die Talsperren und Hochwasserrückhaltebecken in Sachsen als große Wasserspeicher haben ihre Bedeutung als unverzichtbare Säule der sächsischen Wasserwirtschaft erneut gezeigt. „Damit konnten wir auch in den sehr trockenen Monaten den Wasserbedarf für Trinkwasser, Brauchwasser und Niedrigwasseraufhöhung in den Flüssen decken. Beim Weihnachtshochwasser konnten wir durch gezielt gesteuerte Wasserrückhaltung in vielen Gewässern wirksam die Scheiteldurchflüsse kappen.“ Im Zusammenwirken mit den vielen bereits fertiggestellten Hochwasserschutzmaßnahmen konnten größere Hochwasserschäden vermieden werden.
Die Landestalsperrenverwaltung Sachsen hat auch im Jahr 2023 die Unterhaltung und Instandsetzung ihrer wasserwirtschaftlichen Anlagen, die Pflege und naturnahe Entwicklung der Fließgewässer 1. Ordnung, die Beseitigung von Hochwasserschäden und die Umsetzung von Hochwasserschutzprojekten sowie Maßnahmen des Sächsischen Auenprogramms erfolgreich vorangebracht. Dafür konnten rund 104,3 Millionen Euro investiert werden. Die Mittel dafür wurden vom Freistaat Sachsen sowie aus verschiedenen Finanzierungsprogrammen des Bundes (z.B. Aufbauhilfefonds 2013 und Nationales Hochwasserschutzprogramm) sowie der EU (z.B. Europäischer Fonds für regionale Entwicklung – EFRE) bereitgestellt.
An den Fließgewässern entfielen davon rund 11,3 Millionen Euro auf die Werterhaltung und rund 43,1 Millionen Euro auf den Neubau und die Sanierung von Hochwasserschutzanlagen. Rund 18,7 Millionen Euro wurden für die Beseitigung von Hochwasserschäden an Flüssen und Stauanlagen aufgewendet. Für Gewässerentwicklungsprojekte und das Sächsische Auenprogramm wurden rund 9,2 Millionen Euro investiert. Etwa 20,3 Millionen Euro konnten für die Sanierung, Instandhaltung und Klimaanpassung von Talsperren und Hochwasserrückhaltebecken eingesetzt werden. Weitere 1,7 Millionen Euro wurden in die Umsetzung der Hochwasserrisikomanagementrichtlinie und die Erarbeitung von Gewässerentwicklungskonzepten ausgegeben.
„Das jüngste Hochwasser zeigt erneut: Ein wirksames und nachhaltiges Hochwasserrisikomanagement ist unverzichtbar und bleibt eine Generationenaufgabe“, so Bielitz. Dazu gehören bauliche Maßnahmen in den Orten, Hochwasserrückhalt in Vorländern und Auen sowie in Stauanlagen sowie naturnahe Gewässerentwicklung und die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Zur Information der Menschen sind die Hochwassergefahren- und -risikokarten ebenso wichtig wie eine rechtzeitige Hochwasservorhersage und Warnung.
„Jedoch ist es mit den genannten Maßnahmen nicht getan. Der dauerhaft sichere Betrieb und die Unterhaltung wasserwirtschaftlicher Anlagen und der Fließgewässer ist die Voraussetzung dafür, dass alles bei einem Hochwasser auch nach Jahrzehnten noch einwandfrei funktioniert.“ So wurden in Sachsen in den vergangenen Jahren zahlreiche alte Deiche saniert und an aktuelle technische Standards angepasst. Zudem werden die Hochwassergefahren- und -risikokarrten regelmäßig überprüft und aktualisiert. „All dies sind Daueraufgaben, die wir für unsere Gesellschaft erbringen. Um das erreichte Niveau zu erhalten, sind dafür auch langfristig die entsprechenden Ressourcen notwendig.“
Besonders wichtig sei es, dass sich jeder Bürger über sein individuelles Hochwasserrisiko bewusst ist, sich informiert und aktiv damit auseinandersetzt. Denn: „Nur so können Betroffene selbst vorsorgen. Öffentlicher Hochwasserschutz durch den Freistaat ist weder überall möglich noch sinnvoll“, so Bielitz. „Hochwasser sind extreme und komplexe Naturereignisse, die auch künftig auftreten werden, den Einflüssen des Klimawandels unterliegen und vorhandene Schutzanlagen dabei auch überfluten können. Ein vollständiger Hochwasserschutz ist deshalb nicht möglich. Es verbleibt immer ein Restrisiko.“
Künftig soll an den großen Fließgewässern der Fokus noch mehr auf den Rückhalt von Hochwasser in den Flussauen gelegt werden, um Hochwasserschäden zu vermindern. „Das ist in unserem dicht besiedelten Bundesland natürlich nicht überall möglich. Deshalb ist es umso wichtiger, bisher freie Flächen in Überschwemmungsgebieten nicht weiter zu bebauen und zu versiegeln. Jeder Neubau in einem Hochwasserrisikogebiet ist ein neuer potenzieller Schaden bei möglichen künftigen Hochwassern“, so Bielitz. Die entsprechenden Hochwassergefahren- und -risikokarten lägen den Kommunen und Planern vor.
Für die gezielte naturnahe Gewässerentwicklung im Sinne der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie hat die Landestalsperrenverwaltung erste Konzepte fertiggestellt und arbeitet derzeit an vielen weiteren. Diese weisen – ähnlich wie die Hochwasserschutzkonzepte – gewässerspezifische Maßnahmen aus. Deren Umsetzung erfolgt bereits intensiv und wird in den kommenden Jahren weiter verstärkt.
Im Jahr 2023 konnten trotz Fachkräftemangel große Baumaßnahmen planmäßig beendet werden. „Allerdings hatte auch die Landestalsperrenverwaltung damit zu kämpfen, dass für offene Stellen in einigen Fällen keine geeigneten Fachkräfte gefunden werden konnten. Umso mehr bedanke ich mich ausdrücklich bei unserer Belegschaft, dass sie alle Aufgaben der Landestalsperrenverwaltung termingerecht und in hoher Qualität bewältigt hat und dazu an Heiligabend und den Weihnachtsfeiertagen im Einsatz war“, betonte Bielitz. „Wir haben ein tolles Team in der Landestalsperrenverrwaltung, dafür bin ich sehr dankbar.“