- Donnerstag, 14 April 2022, 09:22 Uhr | Lesezeit ca. 4 Min.
So wird medizinisches Cannabis verwendet
Anwendungsgebiet und Wirkung
Cannabis wird schon seit tausenden von Jahren als Heilpflanze verwendet. In der modernen Medizin wurde es lange ignoriert, doch neuerdings interessieren sich auch Wissenschaftler und Ärzte für seine therapeutischen Eigenschaften.
Ganz allgemein geht die Gesellschaft seit einigen Jahren offener mit dem Thema Cannabis um. Webseiten wie Cannaconnection liefern sachliche Informationen, sowohl über die therapeutische als auch über die Freizeitnutzung. Und viele Länder setzen öffentliche Gelder für die klinische Forschung an ein. Trotzdem wissen nur die wenigsten, wie medizinisches Cannabis wirklich verwendet wird. Selbst viele Ärzte haben diesbezüglich noch Wissenslücken. Denn im Gegensatz zu anderen Medikamenten gibt es keine genauen Vorgaben für die Anwendung.
Anwendungsgebiete für Cannabis
Seit 2017 ist Cannabis in Deutschland auf Rezept erhältlich. Ärzte dürfen die Arznei zwar nicht für einen Schnupfen oder einen verstauchten Knöchel verschreiben. Der Gesetzgeber hat ihnen aber bewusst einen großen Ermessensspielraum eingeräumt. Voraussetzung für die Therapie mit Cannabis ist nur, dass der Patient unter einer schweren, chronischen Erkrankung leidet. Unter diese Definition fallen – je nach Auslegung – so unterschiedliche Erkrankungen wie Krebs, Depressionen oder Epilepsie. Am häufigsten wird Cannabis allerdings bei Schmerzen verschrieben, die durch eine chronische Erkrankung bedingt sind. Mehr als 100.000 Patienten wurden in Deutschland schon mit medizinischem Cannabis behandelt. Dabei ist in vielen Fällen noch unklar, wie die Behandlung überhaupt wirkt.
So wirkt medizinisches Cannabis
Cannabis enthält Cannabinoide, die menschlichen Botenstoffen ähnelt. Die bekanntesten darunter sind Tetrahydrocannabinol (THC) sowie Cannabidiol (CBD). Beide beeinflussen den Körper auf unterschiedliche Weise. THC löst einen Rauschzustand aus, wirkt schmerzlindernd, appetitanregend und entspannend. Allerdings löst es auch verschiedene Nebenwirkungen wie ein beeinträchtigtes Kurzzeitgedächtnis, Müdigkeit und Panikanfälle aus. Im Gegensatz dazu wirkt CBD vor allem entzündungshemmend und angstlösend. Eine berauschende Wirkung hat es nicht. Auch die Nebenwirkungen fallen deutlich geringer aus.
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Diese beiden Stoffe sind gut erforscht, allerdings sind sie nicht allein für die Wirkung von Cannabis verantwortlich. Denn die therapeutische Wirkung von Cannabis ist stärker als die von reinem THC oder reinem CBD. Offensichtlich sind auch weitere Inhaltsstoffe wie Terpene an dem Effekt beteiligt. Weil Cannabis bei so vielen unterschiedlichen Krankheiten wirkt, ist davon auszugehen, dass der Effekt auf allgemeinen Mechanismen beruht, die nicht auf die Ursache der jeweiligen Krankheit zurückgehen. Die Therapie ist also rein symptomatisch und beseitigt nicht die Hintergründe der Erkrankung.
Cannabis auf Rezept
In Deutschland kann jeder Arzt Cannabis verschreiben, mit der Ausnahme von Zahnärzten. Allerdings hängt es immer von der Einschätzung des Mediziners ab, ob er die Therapie für sinnvoll hält. Patienten, die ihren Arzt auf Cannabis ansprechen, stoßen daher gelegentlich auf Ablehnung. Das ist auch oft sinnvoll, denn Cannabis ist nur selten die Behandlung erster Wahl. Die Nebenwirkungen sind nicht unerheblich und können den Alltag stark beeinträchtigen. Und nicht immer führt die Therapie zur gewünschten Verbesserung.
Trotzdem kann es sinnvoll sein, eine Zweitmeinung einzuholen, wenn der Hausarzt kein Cannabis verschreiben möchte. Wer ein Rezept erhält, kann Cannabis so wie jedes andere Medikament auch in der Apotheke abholen. Ob die Kosten dafür übernommen werden, hängt davon ab, wie die Beurteilung der Krankenkasse ausfällt. Rund ein Drittel aller Cannabispatienten sind derzeit Selbstzahler, weil ihr Antrag von der Krankenkasse abgelehnt wurde.