- Montag, 16 März 2009, 10:51 Uhr | Lesezeit ca. 4 Min.
Taxigenossenschaft Plauen zieht in Innenstadt um
Die Zeiten sind vorbei, in denen die Taxis so schnell fuhren, dass sie von keinem Fahrgast erreicht wurden. „Der Kunde ist König! Freundlichkeit ist das A und O. Darüber müssen sich alle Taxifahrer im Klaren sein”, unterstreicht Wolfgang Häßler im Gespräch mit unserer Zeitung.
Der 1. Vorsitzende der Taxigenossenschaft Plauen hat derzeit 55 Taxis im Einsatz, weniger als in den letzten Jahren. Das Weniger an Taxis im Bestand der Plauener Genossenschaft mit seinen 37 Mitgliedern in der Stadt und dem Vogtlandkreis, ausschließlich mit Anfahrpunkten in der Spitzenstadt, geht mit einem Rückgang der Fahrten in den letzten Jahren einher. „Doch derzeit haben wir wieder einen leichten Anstieg bei den Fahrgastzahlen.” Und das trotz der gestiegenen Tarife.
Seit Jahresanfang gelten im Vogtland im Zuge der Gebietsreform einheitliche Tarife. Der Grundpreis liegt bei 2,30 Euro, hinzukommen für die ersten beiden Kilometer 1,80 Euro am Tag und ab 22 Uhr sind es 1,90 Euro. Ab dem dritten Kilometer sind 1,40 Euro am Tag und des Nachts 1,50 Euro zu berappen. „Damit liegen wir aber mit unseren Preisen im sächsischen Mittelfeld”, ergänzt Häßler
Die Konkurrenz wird aber nicht geringer. Insbesondere die Mietwagenfirmen seien aus Sicht des Chefs der Genossenschaft eine große Konkurrenz. Diese könnten die Preise frei aushandeln, was den Taxifahrern nicht erlaubt sei. „Wir müssen uns an die genehmigten Tarife halten”, betont er.
Ebenfalls nachteilig sei die Zurückhaltung der Krankenkassen bei den Fahrten zu den Kliniken oder zur Behandlung in Ärztehäusern. So werde heute schon des Öfteren von den Patienten verlangt, mit der Bahn oder dem Bus zum Behandlungsort zu fahren. Positiv auf den Umsatz wirke sich die Zusammenarbeit mit den Reisebüros aus. Diese nutzten verstärkt Taxis als Zubringer zu den Abfahrtsorten, beispielsweise von Bustouren. Diese Fahrten führten dann schon mal nach Greiz oder auch Hohenstein-Ernstthal, erläutert der Chef der Taxigenossenschaft.
Gerade längere Fahrten seien für die Taxifahrer besonders lukrativ, sodass alle gerne solche Touren hätten. Wer dann trickst, indem er eine von der Zentrale eingegebene kürzere Fahrt ablehnt, da er angeblich besetzt sei, um die wenige Minuten später anvisierte größere Tour nach Hof zu bekommen, der wird für kurze Zeit aus dem Verkehr gezogen. Und muss sich dann „in der Warteschlange hinten anstellen”, wie es Häßler umschreibt.
Ebenfalls Umsatz fördernd seien die Straßenbahnersatz-Fahrten (AST) ab der Endhaltestelle am Rosa-Luxemburg-Platz nach Neundorf. Nach anfänglicher Euphorie habe sich das Ganze „eingeschliffen”. „Die Neundorfer sollten verstärkt dieses Angebot nutzen, solange das noch möglich ist”, gibt Häßler zu bedenken. Das gleiche Angebot für Großfriesen sei ein Rohrkrepierer. Eine weitere Zusammenarbeit mit der Plauener Straßenbahn ist auch mit der ALITA – Anruf Linientaxi – möglich. Dabei fährt das Taxi entlang der Straßenbahnstrecke.
Die Zeiten des Sprechfunks bei der Taxigenossenschaft sind vorbei. Jetzt ist satellitengestützter Datenfunk via GPS angesagt. Weshalb auch in den nächsten Jahren – ab 2011 – das Domizil der Taxizentrale an der Julius-Fucik-Straße 24 gegen einen Ort in der Innenstadt gewechselt werden soll. „Früher brauchten wir für den Sprechfunk eine Riesenantenne auf dem Dach, weshalb wir das jetzige Gebäude nötig hatten.” Erreicht ein Anruf unter der 221 133 die Disponentin, gibt diese die Daten in einen Computer ein. Dieser findet dann das nächstliegende Taxi. So werden insgesamt drei Halteplätze der Taxis in Plauen abgefragt. Nach der dritten erfolglosen Anfrage wird die Fahrt an die restlichen Taxifahrer freigegeben. Auf seinem Display im Wagen bestätigt dann der betreffende Taxifahrer, der die Tour annimmt, sein Okay.
20 Minuten im Computer
Die spezielle Fahrt ist maximal 20 Minuten im Computer. „Denn ein Fahrgast wartet nicht länger als 20 Minuten auf ein Taxi”, begründet Häßler diese zeitliche Begrenzung. Montag und Dienstag sei für Taxifahrer eine Saure-Gurkenzeit, so der Genossenschaftschef. Während das verlängerte Wochenende mit Freitag beginnend eine gute Zeit für die Taxifahrer darstelle. Auf den Tag bezogen, nutzten tagsüber insbesondere ältere Fahrgäste die Taxis, während in der Nacht, vor allem an den Wochenenden, die Jugend diese Fahrangebote besonders in Anspruch nähme.
Auf die nähere Zukunft eingehend, fordert Häßler Halteplätze für Taxis am entstehenden Bahnhof Mitte. Ob auch künftig die Plauener Taxifahrer „bis zu 12 Stunden am Tag”, wie es Häßler feststellt, fahren müssten, um ordentlichen Umsatz zu machen, wird sich zeigen. Zu finden sind sie an sieben Haltestellen in der Stadt – und weniger rasend durch die Spitzenstadt. Bert Walther
15.03.2009