- Mittwoch, 29 Mai 2013, 19:56 Uhr | Lesezeit ca. 4 Min.
Schaustickerei wechselt Besitzer
Verein kann institutionelle Förderung beantragen
Der bisherige Eigentümer Claus-Tilo Thoß hat das Gelände der Schaustickerei Plauen offiziell an die Stadt Plauen übergeben. Damit ist die Stadt neuer Eigner, wie es in einer Mitteilung aus dem Rathaus heißt.
Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer: „Es war dem Stadtrat ein wichtiges Anliegen, dieses wertvolle Kleinod in städtischen Händen zu halten. So lange die Spitzen-Welt noch nicht existiert, muss es in der Spitzenstadt beide Einrichtungen – Spitzenmuseum und Schaustickerei – geben.“ Geplant ist, mit dem künftigen Bau der Spitzen-Welt alles Spitzenrelevante als touristischen Magneten an einem Ort zu konzentrieren. „Ich möchte mich ganz herzlich bei Claus-Tilo Thoß für seine Initiative zur Sicherung des Obstgartenweges und der historischen Maschinen bedanken. Ich freue mich, dass der Verein Vogtländische Textilgeschichte Plauen e.V. seine Arbeit nun kontinuierlich fortsetzen kann und das historische Gebäude für die Stadt gesichert ist“, so der OB weiter. Im Februar dieses Jahres hat der Stadtrat den Ankauf beschlossen. Der Verein Vogtländische Textilgeschichte wird weiterhin Träger der Schaustickerei bleiben.
Ein Blick zurück
Claus-Tilo Thoß: „Als ich das Objekt am 4. Mai 2000 von Adelheid Koch erworben habe, war mir wichtig, die Tradition der Spitzenmanufaktur in der Stadt Plauen zu erhalten. Hintergrund war meine tiefe Verbundenheit mit der Textilbranche und insbesondere der Versuch der Aufarbeitung der eng mit dem Vogtland verbundenen Stickereitradition. Als Geschäftsführer der damaligen ABS Textil sah ich mich schon vorher in der Verantwortung, Textilmaschinen und besonders Stickmaschinenmaschinen zu sammeln und einlagern zu lassen.“ Um Fördermittel und Sponsorengelder zu erlangen, seien im Kern zwei wichtige Konzepte erarbeitet worden. Das Konzept für eine museale Stickerei habe bereits seit 1995 in der ABS vorgelegen und sollte in das Projekt „Haus der Plauener Spitzen und Stickerei“ integriert werden. Das Arbeitsamt, die Treuhandanstalt, der Arbeitskreis Textil und viele Spender haben ihn dabei unterstützt, so Claus-Thilo Thoß.
„Einlagern und sammeln reichte mir nicht. Die Konzeptideen musste umgesetzt werden. Dazu brauchte ich Menschen, die die Vision mittrugen. Die hatte ich schnell gefunden und so wurde schon vor der öffentlichen Einweihung der Schaustickerei 1997 in der Haselbrunner Straße im Gelände der ABS eine kleine Schauwerkstadt mit Kleinstickmaschinen betrieben“, erinnert er sich an die Anfänge. „Eher zufällig ergab es sich, dass die Firma Dietrich Wetzel aus dem Mietverhältnis im Obstgartenweg ausstieg, die ABS Textil die Produktionshalle anmietete und sich somit ein großer Schritt in Richtung Umsetzung der Konzeptideen auftat. Viel Mühe und Arbeit wurde von Freunden der Textilindustrie in die Aufbereitung einer Ausstellung investiert. Dann gab es ein gewaltiges Problem. Die Eigner des Objekts wollten verkaufen. Um die Stickerei-Idee für unsere Stadt und die Region zu retten, griff ich im Jahr 2000 zu.“ Seit 2004 ist der Verein Vogtländische Textilgeschichte Träger, der mit vielen Ideen Touristen, Jugendlichen und Kindern die Stickerei erleben lassen. Studenten fühlen sich bei ihrer kreativen Arbeit besonders wohl in einem Gebäude, wo der Geist der Textilindustrie von um 1900 lebt.
Beate Schad, Leiterin der Einrichtung und Vorsitzende des betreibenden Vereins Vogtländische Textilgeschichte Plauen e.V., deren Namen seit Jahren fest mit dem der Schaustickerei verbunden ist: „Ich bin froh, dass die Zukunft der Schaustickerei für die nächsten Jahre gesichert und die Stadt Plauen diesen wichtigen Schritt gegangen ist. Ich sehe es als Anerkennung der jahrzehntelangen Bemühungen des Vereins Vogtländische Textilgeschichte, die Traditionen der Plauener Textilindustrie in all ihren Facetten zu pflegen. Lange haben wir um die Anerkennung als Museum gekämpft. Mit der Zusicherung auf Nachhaltigkeit des Standorts können wir jetzt die institutionelle Förderung beantragen, bisher war nur eine projektbezogene Förderung möglich.“
Alljährlich kommen über 8000 Besucher in die Schaustickerei, um sich über die Tradition der Spitzenherstellung zu informieren. „Und wer denkt, dass hier nur Frauen von der filigranen Schönheit der Spitze fasziniert sind, der täuscht sich. Gerade die Technik des Stickens und der Stickmaschinen begeistert jeden Mann, der den Weg in den Obstgartenweg findet“, plaudert Beate Schad aus ihren Erfahrungen.
Die Schaustickerei steht seit 1995 unter Denkmalschutz. Claus-Tilo Thoß hat das Gelände samt Gebäuden gekauft, um dort alte Stickmaschinen einzulagern und zu erhalten. Nachdem er nun die Schaustickerei veräußern wollte, nahm die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch. Dieses hat eine Kommune immer dann, wenn ein Grundstück veräußert werden soll, auf dem sich ein Denkmal befindet. Der Stadtrat beschloss den Ankauf im Februar dieses Jahres. Claus-Thilo Thoß: „Dem OB der Stadt, den Stadträten und all denen, die das typische Objekt mit einer Ausstellung mitgestalten halfen und für die Nachwelt gerettet haben, mein herzlichstes Dankeschön.“ (plauen)
2013-05-29