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Plauen Nachrichten
  • Dienstag, 30 September 2008, 18:32 Uhr | Lesezeit ca. 6 Min.

Ratgeber | Stadtfüchse im Vogtland und in Plauen nehmen zu

News Ratgeber In den letzten Tagen erreichte das Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt des Vogtlandkreises sowohl Anrufe von Anwohnern, die sich durch Füchse in ihrer unmittelbaren Wohngegend gestört fühlen und um ihre Gesundheit besorgt sind, als auch solche von Tierfreunden, die um das Leben der Tiere bangen. Auch in Plauen sind vermehrt Stadtfüchse aufgetaucht.

Wir wollen versuchen, Ihnen liebe Leser, mit diesem Bericht auf einige Ihrer Fragen Antworten zu geben. Wenn Füchse den menschlichen Behausungen so nahe kommen, hat diese verschiedenen Ursachen. Oft gehen sie alte Pfade, die vom Menschen erst in jüngerer Zeit bebaut worden sind und merken dann, dass in den Gärten nicht gejagt wird und sie sicherer sind als im Wald.

Außerdem gibt es dort Futter in Hülle und Fülle. Füchse gehören zu den Allesfressern, d.h. Abfälle vom Komposthaufen über Fallobst bis zu Ratten und Mäusen findet man auf ihrem Speiseplan. Indem der Fuchs diese vertilgt, kann er sich sogar nützlich machen.

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In der Stadt begegnen sich Füchse und Katzen häufig. Meistens beachten sie sich kaum. Für Füchse sind Katzen eine zu wehrhafte Beute; zudem wäre in Siedlungsräumen mit großem Nahrungsangebot der Angriff auf eine Katze ein unnötiges Risiko. Es kann aber vorkommen, dass ein übermütiger Fuchs eine Katze zum Spielen auffordert.

Katzen können sich durch Buckeln und Fauchen gegen unerwünschte Annäherung durch den Fuchs wehren oder diesen sogar zur Flucht veranlassen. Meister Reinecke pflegt mit seiner Konkurrentin, der Hauskatze, meist sogar ein friedliches Verhältnis. "Die kennen sich von ihren nächtlichen Ausflügen und tun sich nichts", berichtet eine Anwohnerin.

Rotfüchse, die einzigen Vertreter der Füchse in Mitteleuropa, haben überall die gleichen Ansprüche an den von ihnen bevorzugten Lebensraum:

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1. ausreichend Nahrung
2. Verstecke, wo sie in Ruhe den Tag verbringen können und
3. Aufzuchtorte für ihre Jungen.

Alle drei Faktoren werden auch in menschlichen Ansiedlungen gut erfüllt. Der Rotfuchs ist ein Wildtier und soll dies auch bleiben. Auf keinen Fall sollte man Füchse füttern und somit an den Menschen gewöhnen. Neben Essbarem (z.B. auf dem Komposthaufen!!!) sollte man auch "Spielsachen" für die Jungen (Bälle, Schuhe u.ä.) abends aufräumen. Stadtfüchse können sich in ihrem Verhalten jedoch sehr stark von ihren ländlichen Artgenossen – also dem uns allen bekannten Waldfuchs – unterscheiden. Sie sind an die Gegenwart des Menschen gewöhnt und deshalb viel weniger scheu als Füchse in Wald und Flur.

Die Stadtfüchse finden sich in den Ansiedlungen des Menschen sehr gut zu Recht und sind dort überhaupt nicht auf die Hilfe des Menschen angewiesen, da es Verstecke gibt und auch ausreichend Nahrung zu finden ist.

Stadtfüchse sind übrigens in den letzten Jahren häufig durch massive Infektionen mit der Fuchsräude aufgefallen. Beim Fuchs bewirkt die Räude ein charakteristisches Krankheitsbild, es kommt zu Hautveränderungen mit Haarausfall an den Ohrrändern, am Nasenrücken und um die Augen herum und schließlich am ganzen Körper. Man spricht im Vogtland landläufig vom „raudigen Fuchs“.

Zu beachten ist, dass der Erreger der Fuchsräude, eine Grabmilbe, auch auf Hunde relativ leicht übergehen kann. Auch deshalb empfiehlt das Amt den Hundehaltern, ihre Hunde an der Leine zu halten – dies gilt natürlich auch in Wäldern und Fluren!

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Jäger wissen natürlich, dass sie beim Umgang mit räudigen Füchsen sehr vorsichtig herangehen müssen, da auch beim Menschen das seltenere Krankheitsbild einer so genannten Scheinräude bekannt ist.

Zurück zum Stadtfuchs: die Füchse bilden gerade in Gemeinden Familiengruppen die aus einem Rüden, einer oder mehreren weiblichen Füchsen – den Fähen – und den Jungen des laufenden Jahres bestehen. Die Fortpflanzungszeit des Fuchses– liegt in der kalten Jahreszeit (Jan./ Feb.). Die Jungfüchse erscheinen ab etwa Mitte April in einem Alter von mindestens 4 Wochen vor dem Bau. In der Stadt werden sie vor Unterschlupfmöglichkeiten mit fuchsbauähnlichem Charakter sichtbar.

Sollten die Gartenbesitzer in der betroffenen Wohngegend feststellen, dass in ihren Gärten Löcher unbekannter Herkunft z. B. in Blumenbeeten, im Komposthaufen, unter Gebäuden auftauchen, so könnten die Grabungen von Füchsen sein. Dies ist ganz normal. Was kann man dagegen tun? Den Gartenbesitzern wird empfohlen derartige Löcher schnell wieder zu zuschütten. Geruchsintensive Vergällungsmittel wie Pfeffer, Hundehaare usw. können den Füchsen die Löcher im Gartenbeet verleiden.

Natürlich werden auch wieder hin und wieder die Fragen gestellt, wie gefährlich denn die Situation bezüglich des Fuchsbandwurmes ist.

Dazu die Meinung des Amtes:
Grundsätzlich ist das Risiko für den Menschen sich mit Fuchsbandwurm anzustecken, nach wie vor sehr gering. Es ist in jedem Falle (nicht nur wegen des Fuchsbandwurmes!) empfehlenswert Beeren, Früchte und Gemüse aus dem eigenen Garten und natürlich auch aus den Fluren und Wäldern zu waschen und möglichst zu kochen.

Bürger berichten uns des Öfteren, dass sie Füchse gesehen haben, die sich ihrer Meinung nach unnormal verhielten. Sie zeigten keinerlei Scheu vor dem Menschen Die Füchse liefen zum Teil den Menschen einfach nach, näherten sich ihnen ganz dicht. Die Bürger gewannen sogar den Eindruck, als wollten die Füchse in ihre Pkws mit einsteigen. Natürlich ist grundsätzlich die Sorge der Bürger verständlich, da ja über Jahrzehnte die Tollwut mit Füchsen in einem Atemzug genannt wurde.

Bezüglich der Tollwutsituation lässt sich feststellen, dass gerade im Vogtland durch die Jägerschaft sehr intensiv bei der Bejagung des Fuchses und vor allen Dingen auch bei der Bereitstellung von Untersuchungsfüchsen mitgewirkt wird. Im Vogtlandkreis wurden in den letzten zehn Jahren mehrere tausend Füchse, aber auch Dachse und Marder immer mit negativem Ergebnis auf das Vorhandensein von Tollwutvirus untersucht. Im Regierungsbezirk Chemnitz wurde seit dem Jahr 1993 keine Tollwut mehr amtlich festgestellt!!!

Wer trotz allem mit Meister Reinecke keine „friedliche Koexistenz“ schließen kann und störende Füchse aus seinem Garten vertreiben will, sollte nicht mit Gas oder Flinte "Selbstjustiz" üben. Ein rasselndes Windspiel – denn Lärm mag der Fuchs gar nicht – oder die Anschaffung eines Hundes (Natürlich nur wenn alle nötigen Rahmenbedingungen gegeben sind!) können probate Mittel sein.

Das Team des Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt des Vogtlandkreises steht für Fragen telefonisch (Tel. 03744/2543601) zur Verfügung! (vogtlandkreis)

30.09.2008

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