- Montag, 18 Juni 2012, 17:51 Uhr | Lesezeit ca. 4 Min.
Plauens Spitzenwelt zurück auf der Warteliste
Eröffnung rückt in Ferne
Nach dem die Planungen für die Plauener Spitzenwelt im Herbst Fahrt aufnahmen, ist das Vorhaben nun erneut abgebremst worden. Fördermittel stehen nicht mehr zur Verfügung. Erst in rund drei Jahren könnte es Geld vom Staat für das Projekt geben. Auch der Standort-Vergleich verzögert sich.
Der Druck ist raus: Das viel und emotional diskutierte Tourismus- und Branchenvorhaben „Spitzenwelt Plauen“ ist zurück in der Warteschleife. Der auferlegte Zeitplan kann aus derzeitiger Sicht nicht mehr eingehalten werden. Aus dem von Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer angekündigten „Jahr der Entscheidung“, wird anscheinend ein weiteres Jahr des Wartens. Eigentlich sollten bereits die Planungen für einen der beiden in der Debatte befindlichen Standorte „Oberer Graben in der Altstadt“ und „Weisbachsches Haus in der Elsteraue“ beginnen.
Gründe für die Verlangsamung des Impulsprojektes gibt es mehrere. Der wichtigste Punkt ist die Finanzierung der benötigten rund zehn Millionen Euro. Erhoffte Gelder stehen derzeit nicht mehr zur Verfügung. Das sächsische Ministerium hat Fördermittel in Aussicht gestellt. Doch nicht vor 2015 oder 2016, schätzt Peter vom Hagen, Chef der Gebäude- und Anlagenverwaltung (GAV) Plauen, ein. Denn das neue EU-Förderprogramm, aus dem das Geld kommen soll, existiert noch gar nicht. Förderfähig wären beide Standorte. Ohne die Unterstützung des Bundes und Landes kann das Vorhaben nicht starten. Auch der von der Stadtplanung in Arbeit befindliche Standort-Vergleich, bei dem neutral die verschiedenen Faktoren miteinander verglichen werden sollen, verzögert sich. Wünschenswert wäre die Präsentation der Gegenüberstellung noch vor der Sommerpause des Stadtrates, so Hagen. Wahrscheinlicher ist aus seiner Sicht aber eher Herbst. Welcher Standort ist besser? Eine schwere Frage auf die die Stadt in ihrem Konzept keine Antwort geben möchte. Die Stadträte sollen selbst entscheiden. Aus Sicht der Verwaltung ist der Obere Graben jedoch besser geeignet. Die Pläne liegen seit Jahren bereits in der Schublade. „Wir könnten sofort anfangen“, sagt Kulturbetriebs-Direktor Friedrich Reichel.
Elsteraue bietet viel Platz
Für die Elsteraue spreche wiederum die großzügige Entwicklungsfläche. Die jedoch auch mit hohem finanziellem Aufwand attraktiv gestaltet werden müsste, so Wirtschaftsförderer Eckhard Sorger. „Im Umfeld muss enorm was passieren.“ Reichel befürchtet, dass viele der erhofften 60 000 bis 90 000 Touristen, die jährlich mit der Spitzenwelt angelockt werden sollen, sich nicht die weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt anschauen. „An der Elsteraue kommen sie gut hin und schnell wieder weg, das wollen wir nicht.“ Anders sehen es die Einrichtungen am Mühlgraben. Sie erhoffen sich einen Aufschwung der brachliegenden Flächen – sehen die Standortdebatte als letzte Rettung für das Weisbachsche Haus. Die Eigentümer würden es der Stadt für das Vorhaben sogar schenken.
Reiseanlass fehlt
Das Zentrum für Spitze und Stickereien soll das Zugpferd des Tourismus in Plauen werden. Es soll der Reiseanlass sein, der bisher laut Konzepten fehlt. „Wir sind noch nicht das, was wir gerne sein würden“, sagt Stadtsprecherin Silvia Weck. Viele Busunternehmen fahren an Plauen vorbei. Von knapp 400 vom Internationalen Bustouristik Verband (RDA) befragten Reiseveranstaltern fahren mehr als 230 die Landeshauptstadt Dresden an und davon hätten nur 20 Reisebusse Plauen und das Vogtland im Angebot. Dies zeige, in welcher Liga sich die Spitzenstadt derzeit noch befinde, so Weck. Das geplante Zentrum für Spitze und Stickereien soll der Anlass für Touristen sein, ganz Plauen zu besuchen und nicht nur die Spitzenwelt selbst, findet Weck.
Bis die ersten Besucher durch die Erlebniswelt laufen werden, vergehen noch Jahre. Auch viele inhaltliche Fragen sind ungeklärt. So ist das Betreiberkonzept noch völlig ungeklärt. (mar)
2012-05-23