- Freitag, 13 Juli 2012, 22:09 Uhr | Lesezeit ca. 4 Min.
Plauener Spitze in Perfektion
Fashion Week in Berlin
Die beiden Designer Irene Luft und Sebastian Ellrich zeigten auf der Fashion Week in Berlin am Wochenende welche Anziehungskraft Plauener Spitze hat. Das Image der Marke ist im Wandel.
Es spricht sich auf der Fashion Week in Berlin herum. Qualität aus dem Vogtland hat einen Namen: Plauener Spitze. Wie dieser edle Stoff in seiner gesamten Perfektion ins Rampenlicht gerückt werden kann, zeigte sich am Wochenende wieder auf der Modewoche in der Bundeshauptstadt. Zum inzwischen sechsten Mal präsentierte sich die vogtländische Stickereibranche zusammen mit angesagten Modedesignern.
Und das Durchhaltevermögen und der Kampfgeist der Betriebe, in der hartumkämpften und vor allem schnelllebigen Modewelt Fuß zu fassen, scheint sich immer mehr auch auszuzahlen. Die wieder Aufpolierung des Images, der vor einigen Jahren fast völlig verschwunden Modemarke Plauener Spitze, funktioniert und kommt an. Erste viel versprechende Ergebnisse aus den letzten zwei Jahren Arbeit in Berlin, auf Messen und im Vogtland sind vorzeigbar.
Fest an die weitere Etablierung der Marke und Branche unter Designern, dem Fachhandel und Konfektionären glaubt Andreas Reinhardt von der Plauener Modespitze. Seit Anfang an ist der in Berlin bei der Fashion Week mit dabei und er spürt eine Veränderung der Wahrnehmung gegenüber der Plauener Spitze unter seinen Kunden. Das leidige Argument, Spitze aus Plauen komme nur in Omas Deckchen vor, werde immer mehr entkräftet, findet Reinhardt. „Es sind mehrere Besuche nötig, dann kommen erste Aufträge.“ Auch aus dem Ausland seien erste dabei, so der Geschäftsführer des Plauener Unternehmens. Den Schritt nach Berlin zu wagen und sich hier der breiten Modewelt zu präsentieren, komme bei allen gut an, so Reinhardt. Es sei die richtige Richtung. So habe sich bereits ein konstruktives Netzwerk aus Designern und den Betrieben im Vogtland gebildet. „Unser Interesse ist es, die Schnittmenge zusammen zu bringen, die wir nicht leisten können“, sagt Andreas Reinhardt.
Die Shows auf der Modewoche in Berlin sind für die Unternehmen ein finanzieller Kraftakt. Sie nehmen teilweise viel Geld in die Hand, um im Modezirkus mitzumischen. Unterstützt werden die Designer, die mit den Stickereien zusammenarbeiten hauptsächlich von großen Sponsoren.
Die Münchener Designerin Irene Luft setzt für ihre neue Kollektion „Summer Melancholy“ 2013 erneut auf Plauener Spitze. Für ihr Label entwarf die Modespitze Plauen diesmal exklusive und bisher nicht da gewesene Muster. Was daraus entstanden ist, konnte am Samstag im Hauptzelt der Fashion Week an der Siegessäule eindrucksvoll bewundert werden. Luft verarbeitete diesmal fast unübersehbar besonders viel Plauener Spitze. Zarte Pastelltöne, edle und fast hauchdünne Seide und ausgefallene, trendbewusste Schnitte machen ihre neue Kollektion aus.
Ein echter Hingucker sind auch die Stücke des Designers Sebastian Ellrich. Ihm ist wichtig, dass die Stoffe aus Deutschland sind. Plauener Spitze darf da in seiner dritten Kollektion „Find me“, die er ebenfalls am Samstag im Hauptzelt erstmals zeigte, nicht fehlen. W. Reuter & Sohn – Spitzen und Stickereien aus Reumtengrün entwarf dafür ausgefallene gestickte Korallen, die förmlich über die Stücke wachsen und so einen unverwechselbaren Look schaffen.
Hoch interessant findet die Entwicklung der Plauener Spitze in der Modewelt Kathrin Floß vom Deutschen Innovationszentrum für Stickerei (DIS) in Plauen. Mehrere Tage verbrachte sie in Berlin, um die Trends in der Branche zu entdecken. Total angesagt sei Strick. Dies könnte im Januar auf der Fashion Week eine große Rolle spielen. Auch hier wollen die Vogtländer wieder dabei sein. Und Floß macht den vogtländischen Stickereien mit ihrer Vision Mut: „Irgendwann werden auch Joop und Karl Lagerfeld etwas mit Plauener Spitze machen.“ (M. Reißmann)