- Montag, 9 August 2010, 01:59 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.
Plauen künftig zentraler Verwaltungssitz des Vogtlandes
Nach fünf Warenhäusern nun Landratsamt
Für das ehemalige Kaufhaus in der Innenstadt von Plauen beginnt eine neue Ära. Bis zum Jahr 2014 wird aus dem denkmalgeschützten und stadtprägendem Gebäude ein zentrales Landratsamt entstehen. Der Kreistag hat am Donnerstag auf einer Sondersitzung in Bad Elster das rund 33,5 Millionen Euro teure Megavorhaben durchgewunken.
Es ist das größte Bauvorhaben des Landkreises seit der Wende – ein Warenhaus wird zum Behördentempel. Die imposante Immobilie mit ihrer prägnanten Jugendstilfassade gehörte seit der Eröffnung im Jahr 1914 zu den Topadressen der Region. Julius Tietz, der Bruder vom deutsch-jüdischen Kaufmann Hermann Tietz (später Hertie) war es, der auf die Idee kam, im Zentrum der Spitzenstadt ein ansprechendes und modernes Warenhaus mit günstigen Preisen und einem breiten Angebot zu etablieren. Das Konzept ging auf, wie auch bereits zuvor in den Städten Erfurt, Rostock oder München.
Der Ursprung des einst führenden deutschen Warenhauskonzerns führt nach Gera. Hier eröffnete im März 1882 Oscar Tietz mit dem Kapital seines Onkels Hermann Tietz das erste Geschäft – die Erfolgsgeschichte begann. Zurück nach Plauen: Die Ausschreibung zum Warenhausneubau am Postplatz erfolgte 1910. Der Plauener Architekt Emil Rösler zeichnete für die Planungen verantwortlich. 1912 konnte der Baubeginn gefeiert werden.
Im Jahr 1935 erfolgte dann die Umbenennung in Kaufhaus Hertie. Für viele Plauener ist das damalige Tietz-Kaufhaus längst legendär. Das Aus kam mit dem Krieg. Das Gebäude wurde stark beschädigt – betroffen war vor allem das Dach. Ein Neuanfang erfuhr das Gebäude 1947/1948. Ab dann hieß das Warenhaus „Konsumgenossenschaft Einheit“. 1956 wurde das Erdgeschoss ausgebaut. Zu DDR-Zeiten kauften die Plauener und Vogtländer ab 1965 im so genannten Konsument-Warenhaus ein. Fünf Jahre zuvor erfolgte ein kompletter Umbau, der großzügige Lichthof wurde geschlossen. Eine sichtbare Veränderung gab es 1970, als die Rolltreppen montiert und die Schaufensterfront umgebaut wurde.
Nach der Wende übernahm 1991 die Horten AG das Haus. Es galt mit rund 2000 Quadratmetern pro Geschoss als größtes der mittleren Horten-Kaufhäuser. Als Horten in Schieflage geriet, kam 2000 das Ende. Das Haus stand leer. Für die Immobilie fand sich kein Interessent. Wenige Meter weiter eröffneten während dieser Zeit die Kolonnaden (1999) und die Stadt Galerie (2001). Ab 2004 wurde teilweise das Erdgeschoss wieder als Verkaufsfläche genutzt. Nach fünf Warenhäusern nun der künftige Verwaltungssitz des Vogtlandes. Erste Pläne dafür wurden bei der Standortdebatte schon 2006 öffentlich. Immer wieder gab es auch Kritik. Das Projekt ist beschlossene Sache. Noch in diesem Jahr soll der erste Spatenstich erfolgen. Genau 100 Jahre nach der Eröffnung wird aus dem ehemaligen Warenhaus 2014 ein Landratsamt. (mr)
2010-08-09