- Samstag, 3 Juli 2021, 17:03 Uhr | Lesezeit ca. 10 Min.
Showdown bei der OB-Wahl in Plauen
Kurz vor Stimmabgabe – Kandidaten im Check
Was ist in den letzten Tagen im Plauener Wahlkampf passiert? Gab es Absprachen zwischen Kandidaten? Spitzenstadt.de mit dem letzten Kandidaten-Check vor der Wahl. Wer macht das Rennen? Zenner, Queck-Hänel, Buchmann, Ernstberger oder Kaden?
Am Sonntag sind alle Wahlberechtigten der Spitzenstadt aufgerufen – in einem zweiten Wahlgang – das neue Stadtoberhaupt von Plauen zu wählen. Aus anfänglich sieben Bewerbern kann der Wähler nun aus fünf verbliebenen Kandidaten auswählen.
Könnte man in einem Wettbüro auf den Sieger der OB-Wahl am Sonntag wetten, so wäre der künftige Titelanwärter Steffen Zenner, der Kandidat der Plauener CDU. Aktuell ist Zenner der zweite Mann in der Stadt als Vertretung des amtierenden Oberbürgermeisters Ralf Oberdorfer und Bürgermeister für Soziales, Kultur, Sport, Internet. Über weite Strecken vor der Wahl ein hochgehandelter Kandidat, musste Zenner jedoch im Wahlkampf Federn lassen.
Favorit Zenner liegt vorn
Im ersten Wahlgang kam er als Erstplatzierter auf 33,54 Prozent. Das heisst im Umkehrschluss, dass den Plauener Zweidrittel der Wähler nicht favorisierten und die Stimmen den anderen sechs Kandidaten schenkten. Dabei haben Mitglieder des Sächsischen Städte- und Gemeindetages (SSG) in ihrer Sitzung im Februar 2021 beschlossen, Steffen Zenner als ordentliches Mitglied in den Landesbildungsrat zu berufen. Ein Beweis für Zenner’s Leistungsbereitschaft.
Bereits im Jahr 2014 trat Steffen Zenner als OB-Kandidat zur Wahl an. Damals unterlag er dem amtierenden Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer im zweiten Wahlgang. Hier sehen Sie die Podiumsdiskussion aus dem Jahr 2014 mit Steffen Zenner.
Im Internet hauptsächlich in den sozialen Netzwerken wurde in den letzten Tagen wild spekuliert, ob es Absprachen zwischen Steffen Zenner und Ingo Eckardt gab. Letzterer trat als parteiunabhängiger Kandidat an, nachdem er bei der CDU-internen Kandidaten-Wahl Steffen Zenner unterlag.
Für den zweiten Wahlgang erklärte Eckardt seinen Rückzug mit dem Verweis, dass er nach ausführlichen Studium der Wahlprogramme und persönlichen Gesprächen mit den Top-Kandidaten Zenner, Queck-Hänel und Buchmann sich für den Kandidaten seiner Partei, Steffen Zenner, entscheidet und dies mit einer Wahlempfehlung untermauert.
Ingo Eckardt fordert Umsetzung seiner Ziele
Wichtig, sind dem Kauschwitzer Ortsvorsteher vor allem drei Punkte und diese trug er den drei verbliebenen Spitzenkandidaten vor. Eine Fachhochschule für Plauen ist Eckardt’s erster Punkt. Ein weiterer ist die Gründung eines Bürgervereins. Dieser soll das soziale Miteinander in der Stadt unterstützen, unter anderem Senioren im Stadtleben besser integrieren und in Aufgaben der Stadt Plauen einbinden. Ähnliche Vereine gibt es schon in anderen Städten.
Der dritte Punkt, welchen Ingo Eckardt umgesetzt sehen möchte, ist die Verbesserung des ÖPNV. Hier sollen Plauener Ortschaften deutlich besser an des Verkehrsnetz des öffentlichen Nahverkehrs der Spitzenstadt angebunden werden. Auf die Frage, ob er sich den jetzigen Posten von Steffen Zenner, den des Kulturbürgermeisters vorstellen könne, hat Eckardt eine deutliche Meinung.
„Sollte Steffen Zenner die Wahl zum Oberbürgermeister gewinnen und die ausgeschriebene Stelle des Bürgermeisters für Kultur und Soziales meinen Anforderungen und vor allem Stärken in den Bereichen Sport, Kultur und Bildung entsprechen, so würde ich mich als Kandidat bei den Stadträten ins Gespräch bringen und den Dialog suchen.“
Auf Nachfrage von Spitzenstadt.de äußerte sich Ingo Eckardt zur Problematik: „Ich trete kein zweites Mal an. Die im ersten Wahlgang erreichten Wählerstimmen waren für mich nicht zufriedenstellend, da ich im Wahlkampf großartige Gespräche mit Bürgern der Stadt Plauen geführt habe und ein besseres Ergebnis erwartet hätte. Es wäre Quatsch, jetzt noch mehr Geld zu verbrennen und vor allem meinem Unterstützerteam möchte ich Ruhe gönnen. Meine Leute haben teilweise sieben Tage die Woche für mich gearbeitet und meine Kandidatur unterstützt.“
Ingo Eckardt, Parteiunabhängiger Kandidat
Zu den kursierenden Gerüchten äußerte sich auch Steffen Zenner, jetziger Bürgermeister für Soziales und OB-Kandidat der Plauener CDU.
„Herr Eckardt legte großen Wert darauf, dass zwei bis drei Wahlziele, für die er gekämpft hat, von mir im Falle einer erfolgreichen Oberbürgermeisterwahl nach Möglichkeit umgesetzt werden: 1. Fachhochschule in Plauen, 2. Bürgerverein – Einbeziehungsangebote für Senioren in verschiedenen Aufgabenfeldern für die Stadt Plauen, 3. Prüfung der Möglichkeit, Ortschaften der Stadt Plauen besser an das ÖPNV-Netz anzubinden.
Diese Ziele finde ich persönlich gut und sollten, soweit finanziell möglich, umgesetzt werden. Angebote, die einen finanziellen oder beruflichen, politischen Vorteil für Herrn Eckardt bedeuten könnten, wurden zu keiner Zeit gemacht oder gefordert. Wie Herr Eckhardt selbst auf Facebook kommunizierte, hat er nach verschiedenen Gesprächen mit den verbleibenden Kandidaten festgestellt, dass die thematische Schnittmenge zwischen uns am Größten ist.“
Steffen Zenner, OB-Kandidat der CDU Plauen
Schulterschluss, aber keine Absprachen
Der Schulterschluss zwischen Zenner und Eckardt sorgte vor wenigen Tagen für Verwunderung. Die Unruhe und gewisse Sichtweisen darüber kann Steffen Zenner nicht nachvollziehen. Eventuelle Absprachen und eine Unterstützung zugunsten von Ingo Eckardt hat es nach Aussage der beiden CDU-Stadträte nicht gegeben. Dieses machte Steffen Zenner in seinen Ausführungen bezugnehmend auf die Anfrage von Spitzenstadt.de deutlich.
„Klargestellt werden muss vorab sehr deutlich, dass Herr Eckardt keine diesbezüglichen Forderungen gestellt hat! Nein, es wurde jedoch vorsorglich klargestellt, dass ich im Falle eines persönlichen Wahlsieges keinerlei Wahlempfehlung oder Positionierung für eine mögliche Kandidatur von Herrn Eckardt für eine mögliche Nachfolgeregelung des Bürgermeisters des Geschäftsbereiches I geben werde.“
Steffen Zenner
Die Frage, wer denn der geeignete Kandidat für den Posten wäre, weist er mit Fokus auf die anstehende OB-Wahl ab.
Wirbel um erste mögliche OB-Kandidatin
Für genügend Gesprächsstoff in den letzten Wochen sorgte die einzige Frau in der Runde der Bewerber. Die 32-jährige Silvia Queck-Hänel ist in der Verwaltung zuhause. Seit 1990 ist sie die erste Bewerberin um das höchste Amt in der Spitzenstadt. Offensichtlich mit aller Macht will die gelernte Verwalterin ins Plauener Rathaus einziehen. Queck-Hänel führte einen engagierten Wahlkampf und war vielerorts präsent.
Eine Abhängigkeit von Parteien verneint sie, jedoch wird die junge Bewerberin von der SPD/Die Grünen/Freie Wähler und den Linken unterstützt. Im ersten Wahlgang landete die gebürtige Rodewischerin Queck-Hänel auf dem zweiten Platz in der Wählergunst. Bei einem erfolgreichen zweiten Wahlgang wäre Silvia Queck-Hänel generell die erste Oberbürgermeisterin der Stadt Plauen. Im Spitzenstadt.de TALK mit beiden Personen versuchten wir einige Antworten zu finden. Hier kann das Interview in voller Länge angeschaut werden:
Mit 23,51 Prozent ist sie die wohl stärkste Konkurrenz von Steffen Zenner. Hinter den Kulissen soll es wahlbeeinflussende Angebote der Bewerberin an Lars Buchmann gegeben haben, von offizieller Seite gibt es hierzu keine Bestätigung. Buchmann ist ebenfalls ein parteiloser Bewerber und Drittplatzierter mit 16,78 Prozent. Dabei ging es in den letzten Wochen heiß her und viele Fragen standen im Raum. Nach intensiven Diskussionen sorgte Spitzenstadt.de für Klarheit in einem Interview mit beiden Kandidaten.
Bemerkenswert ist das Ergebnis von Lars Buchmann dennoch, denn „quasi aus der Kalten raus“ hat der staatlich-anerkannte Erzieher die knapp 17 Prozent ohne jegliche Unterstützung von Parteien und mit schmalem Finanz-Budget erzielt. „Ich wähle Plauen“ ist das Motto des Erziehers. Nahezu unter dem Radar bewegen sich die zwei übrigen Kandidaten Andreas Ernstberger und Thomas Kaden. Streitbar und kein Blatt vor den Mund nahm Andreas Ernstberger in Diskussionsrunden vor dem ersten Wahlgang. Nach den erreichten 3,88 Prozent ist es recht ruhig um den Plauener Gitarrist und Sänger geworden.
Am Freitagmorgen zog Ernstberger sein persönliches Fazit zum Wahlkampf, der am Ende für ihn manchmal keiner war. So hatte ihn das Vogtland-Radio nicht, wie die anderen “Top-Kandidaten“, eingeladen und ihm somit keine Plattform gegeben. Auch mit anderen Medien hat sich der 1967 geborene Plauener überworfen. Ein Auszug aus seiner Veröffentlichung auf Facebook:
„Ausgrenzung statt Diskurs. Ein demokratischer Prozess sollte auch Ungeliebtes aushalten können. Allein schon hier war der Wahlkampf eigentlich vorbei. Die Presse hat sich ja auch alle Mühe gegeben dem Bürger ein teils recht verzerrtes Bild über einzelne Kandidaten zu vermitteln. Natürlich gibt es bei einer Wahl immer verschiedene Lager…
… in Plauen kann sich die CDU auf ihre Presse verlassen. Die ist nämlich auch nicht frei sondern sehr konform. Eine wirkliche Veränderung ist somit fast unmöglich, weil es einfach unerwünscht. Es bleiben also nur wenige Mittel um überhaupt gegen diese Strukturen anzutreten. Vielleicht konnte ich den/die Einen und Anderen doch überzeugen dass ich mich für ein neues Plauen auf den Weg gemacht habe.“
Andreas Ernstberger, Auszug aus seiner Facebook-Veröffentlichung
Dennoch stellt sich Andreas Ernstberger erneut zur Wahl. Der wohl umstrittenste Kandidat ist Thomas Kaden. Der ehemalige Straßenbahnfahrer und derzeitige Reisebus-Unternehmer sorgte für allerhand Aufsehen im Wahlkampf. Sprach er sich in Gesprächsrunden gegen die Corona-Politik aus und titelte von einer Plandemie, so schaffte er es doch auf Platz fünf mit 7,46 Prozent.
Der Plauener Reiseunternehmer tritt für die „Freien Sachsen“ an. Die im Februar in Schwarzenberg im Erzgebirge gegründete Bewegung ist gegen die Corona-Politik der Regierung. Der Unternehmer Thomas Kaden, der als bekanntester Corona-Maßnahmen-Kritiker in Plauen gilt, ist der stellvertretende Vorsitzende der „Freien Sachsen“.
Thomas Haubenreißer krempelt für Plauen die Ärmel weiter hoch. Der Handwerksmeister hat sich als parteiloser Kandidat aufstellen lassen und wurde von der Plauener FDP unterstützt. Haubenreißer beschrieb sich auf seiner Wahl-Webseite selbst als ehrlich, geradeaus und unentbehrlich. Handeln, statt reden ist die Devise des verheirateten Stadtrats, der kurz vor Ultimo seinen Rückzug von einer zweiten Kandidatur verkündete.
„Nicht meckern, sondern WÄHLEN gehen!“
Es ist alles möglich, obwohl alles auf Steffen Zenner deutet, der am Sonntag zum neuen Stadtoberhaupt der Spitzenstadt gekrönt werden könnte. Das wohl Wichtigste ist, dass jeder Wahlberechtigte von seinem Wahlrecht Gebrauch macht und einen Kandidaten bestimmt, der die nächsten Jahre die Geschicke der Stadt Plauen leiten soll. Die Wahlbenachrichtigungen vom ersten Wahlgang sind weiterhin gültig und zusammen mit dem Personalausweis im zugeordneten Wahllokal vorzuzeigen. Sollte die Wahlberechtigung abhanden gekommen sein, kann durch das Vorzeigen des Personalausweises trotzdem an der Wahl teilgenommen werden.
Die über 550 Wahlhelfer und -helferinnen sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Die Wahllokale in der Stadt Plauen sind ab 8 Uhr geöffnet. Aufgrund der geltenden Corona-Bestimmungen ist es empfehlenswert, für die Stimmabgabe einen Kugelschreiber mitzubringen. Bis 18 Uhr sind die Wahlstuben geöffnet. Danach beginnen die 58 Wahlvorstände mit den Auszählungen in 46 den allgemeinen Wahlbezirken (Wahllokale) und 12 für die Ermittlung des Briefwahlergebnisses. Das Online-Magazin Spitzenstadt.de wird am Sonntag live (auf Facebook & Youtube) ab 19.15 Uhr von der Auszählung aus der Festhalle in Plauen übertragen. Ein endgültiges Wahlergebnis wird gegen 20 Uhr erwartet.