- Dienstag, 2 November 2010, 11:19 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.
Mitarbeiter des Vogtlandtheaters gehen auf die Straße
Wird das Theater Plauen-Zwickau in die Bedeutungslosigkeit gespart?
Die Belegschaft des Theaters Plauen-Zwickau hat mit Protestmaßnahmen im Zusammenhang mit der geplanten Kürzung der Kulturraumgelder des Landes Sachsen um sieben Millionen Euro ab 2011 begonnen.
Neben der Teilnahme der Beschäftigten an der Demonstration „Wir sind Mehr Wert“ des Bündnisses Zukunft und Zusammenhalt am Mittwoch in Dresden wird sich ein Forum konstituieren, das die Vernetzung der anderen Kulturanbieter im Land Sachsen herstellen will. Neben den Theatern werden auch zahlreiche Museen, Musikschulen und freie Projekte aus Kulturraummitteln finanziert, die ebenfalls von den Kürzungen betroffen wären.
Seit Mai 2010 Jahres verhandelt die Leitung des Theaters Plauen-Zwickau im zehnten Jahr der Fusion mit den Gewerkschaften der rund 340 Beschäftigten über einen neuen Haustarifvertrag. Der Zusammenschluss der bis dahin eigenständigen Theaterbetriebe im Jahre 2000 brachte den Städten Plauen und Zwickau sowie den Landkreisen Zwickau Land und Vogtland ein kontinuierliches Theater- und Konzertangebot auf hohem Niveau. Die strukturellen Veränderungen zu Beginn der Fusion gingen aber auch einher mit massiven Stellenkürzungen, Gehaltsabsenkungen bis zu 16 Prozent und Arbeitszeitverkürzungen. Insgesamt wurden in den zurückliegenden Jahren rund drei Millionen Euro zusätzlich eingespart. Im Jahr 2000 waren 480 Mitarbeiter engagiert, heute sind es nur noch 340. Die Mitarbeiter und das Theater haben über Jahre Verzichtsleistungen und damit Einsparungen ermöglicht, die immer auf den Bestand und eine Zukunft des viertgrößten Theaters in Sachsen gerichtet waren.
Doch jetzt droht Gefahr für die Existenz des Theaters Plauen Zwickau. Gleichzeitig mit den Verhandlungen zu einem neuen Haustarifvertrag, der zur Deckung eines Defizites von 3,1 Millionen Euro im Jahre 2012 führen soll, plant die Sächsische Landesregierung die Streichung von Kulturraummitteln ab 2011 in Höhe von sieben Millionen Euro für die Kultureinrichtungen des Freistaates. Die so eingesparten Mittel sollen ab diesem Zeitpunkt dem Haushalt der Landesbühnen Sachsen zufließen, die im Gegenzug sieben Millionen Euro weniger Direktförderung des Freistaates Sachsen zu erwarten haben. Die Landesbühne Sachsen ist eine Bühne in Trägerschaft des Landes Sachsen und wird somit bisher nicht mit Kulturraummitteln finanziert.
Sollten diese Pläne umgesetzt werden, bedeutet das für das Theater Plauen- Zwickau eine weitere Sparumlage in Höhe von 0,5 bis 1,6 Millionen Euro und damit das Ende des Vierspartentheaters in seiner jetzigen Struktur. Eine solch zusätzliche Sparleistung von dann insgesamt bis zu 4,7 Millionen Euro bei einem Gesamtetat von 18 Millionen Euro wäre beispiellos in der jüngeren Theatergeschichte in Sachsen und würde die Theatergesellschaft in die Bedeutungslosigkeit führen.
Die Leitung des Theaters Plauen-Zwickau fordert vom Freistaat Sachsen die vollständige Rücknahme der Sparvorhaben in den Kulturräumen Sachsens. Wir wehren uns gegen das Ansinnen der Landesregierung, das Kulturraumgesetz zur Abwälzung von Landesaufgaben zu missbrauchen. Das Theater Plauen- Zwickau hat in den vergangenen Monaten kontinuierlich an künstlerischer Ausstrahlungskraft gewonnen.
Das pädagogische Angebot wurde auf eine neue Qualitätsstufe gehoben und strukturelle Maßnahmen der neuen Theaterleitung führen von Monat zu Monat zu sichtbaren Erfolgen. Wir lassen nicht zu, dass in Zeiten von Bankenrettungen und Bildungsdebatten in Zukunft die Vermittlung von moralischen und künstlerischen Werten gerade auch bei den nachwachsenden Generationen in Frage gestellt wird. (vogtlandtheater)
Service:
2010-11-01