- Dienstag, 19 Januar 2010, 01:21 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.
Kultusminister Wöller informiert sich über Schulprojekt
Produktives Lernen: Zweite Chance für 140 Hauptschüler
In Sachsen beteiligen sich 140 Schüler am Schulversuch Produktives Lernen. Das Projekt für abschlussgefährdete Schüler startete in diesem Schuljahr mit speziellen Klassen an sieben Mittelschulen in Sachsen, darunter auch in Plauen. Die Schüler sind an drei Tagen in der Woche in einem Unternehmen, an zwei Tagen lernen sie in ihrer Schule.
Kultusminister Roland Wöller besuchte am Montag die Hufelandschule in Plauen. “Wir wollen den Anteil der Schüler ohne Abschluss weiter senken”, umriss Wöller das Ziel des alternativen und nicht ganz alltäglichen Schulprojektes. Schüler, deren Abschluss trotz zahlreicher Bemühungen akut gefährdet ist, sollen damit aufgefangen werden. “Wir wollen diesen Schülern die Schule und damit das Lernen wieder schmackhaft machen. In der Praxis begreifen die Schüler am besten, dass sie nicht für die Schule, sondern für ihr späteres Berufsleben lernen”, betonte der Minister.
Die Schüler werden in Trimestern unterrichtet. Dafür wählen sie sich jeweils ein anderes Praxisunternehmen, so dass sie in den zwei Jahren insgesamt sechs Betriebe kennenlernen. Neben dem Lernen im Unternehmen erhalten die Schüler Unterricht in Mathematik, Englisch, Naturwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften und Kommunikation. Pro Klasse lernen ca. 20 Schüler, sie werden von speziell geschulten Lehrern unterrichtet. Diese begleiten die Schüler nicht nur an den Theorie-Tagen, sondern auch im Unternehmen. Hier komplettiert dann zusätzlich ein Praxismentor das Team. Ausschlaggebend für den Erfolg sei, so Wöller, die aktive Mitarbeit und das unbedingte Wollen der Schüler, ihre Schulzeit noch zu einem guten Ende zu bringen.
Etwa fünf Prozent der Mittelschüler, insgesamt 852 Schüler, haben im vergangenen Jahr in Sachsen die Schule ohne Abschluss verlassen. Wie Wöller betonte, sei dies aber noch nicht zufriedenstellend. “Der Anteil der jungen Menschen ohne Abschluss muss weiter gesenkt werden”, sagte er. Der Schulversuch Produktives Lernen hat am 1. August 2009 begonnen und richtet sich an akut abschlussgefährdete Hauptschüler. Das Projekt wird aus europäischen Mitteln bezahlt und soll bis zum Schuljahr 2013/14 mit insgesamt zwei Millionen Euro unterstützt werden. Projektträger ist das Berliner Institut für Produktives Lernen in Europa. Das gemeinnützige Institut führt bereits ähnliche Projekte in Berlin, Thüringen und Sachsen-Anhalt durch. Neben diesem gibt es im Freistaat noch weitere Projekte, mit denen abschlussgefährdete Schüler unterstützt werden. Wöller nannte als Beispiel Camp+, die Lerncamps in den Winterferien, in denen jedes Jahr 250 versetzungsgefährdete Mittelschüler der achten Klasse individuell gefördert werden. (mr/sm)
2010-01-19