- Mittwoch, 11 März 2009, 19:48 Uhr | Lesezeit ca. 4 Min.
Konzept für Innovationszentrum für Stickerei in Plauen kommt
Die Stadtverwaltung Plauen informierte am Montag über die wirtschaftliche Situation im letzten Jahr. Wichtigstes Thema der Arbeit der städtischen Wirtschaftsförderung im Jahr 2008 war wiederum die Bestandspflege und aktive Ansiedlungspolitik. Die Wirtschaftstreibenden „erwarten einen Rundum-Service“, teilt Plauens Wirtschaftsförderer Eckhard Sorger mit.
„Ansprechpartner für unsere Unternehmen zu sein war oberstes Ziel“, fasst er zusammen. Stolz ist die Stadt auf die Auszeichnung „Kommune des Jahres 2008“ (durch den Ostdeutschen Sparkassenverband). Diesen Preis erhielt Plauen in Anerkennung der erheblichen kommunalen Investitionen in die Bildungsinfrastruktur. Weitere große Pläne gibt es für die Zukunft – und die begannen sich, 2008 zu konkretisieren. So soll das Deutsche Innovationszentrum für Stickerei in die Räume des ehemaligen Brandschutzamtes einziehen und in der räumlichen Bündelung Synergien stiften zwischen Forschung, Kultur und Tourismus.
Die konkrete Raumaufteilung und vor allem das Betreiberkonzept sollen im Jahr 2009 beschlossen werden. In der Plauener Wirtschaftslandschaft blickten die Unternehmen auf ihr Geschäftsjahr zurück und informierten. Boysen Abgassysteme baute im vergangenen Jahr sein neues Werk im Gewerbegebiet Oberlosa und stellte bis zum Jahresende 100 Beschäftigte ein. Mittlerweile fertigt das Werk für den neuen BMW 750i Katalysatoren, Rohre und Schalldämpfer. Nicht minder gut lief es für die Car Trim GmbH. Das Unternehmen hat mittlerweile acht Standorte, liefert und fertigt Komplettsitze und Zubehör aus Textil oder Leder für die Fahrzeug und Luftfahrtindustrie.
Besonders zu bemerken: Car Trim patentierte sich einen neu entwickelten „Klimasitz“. Der Druckmaschinenhersteller manroland war im vergangenen Jahr das größte produzierende Unternehmen der Region. Neoplan wiederum hat ehemalige Mitarbeiter der Plauener Gardine eingestellt. Seit 2008 baut der Bushersteller den „Starliner“, den „Cityliner“ und Liniendoppeldeckerbusse unter anderem für Berlin und Dubai komplett in Plauen – davor wurden hier nur Busse im Rohbau gefertigt.
Der Standort wurde um die ehemalige Produktionsstätte der Plauener Gardine erweitert. Diese wiederum musste ihren Betrieb wegen Unwirtschaftlichkeit einstellen. Bereits vorher waren Teile der Produktion ins Ausland ausgelagert worden. Insolvenz anmelden musste die Wema. Zu Anfang des Jahres 2008 sah es auf Basis der Auftragslage gut aus, für die neuen Eigentümer. Die zunehmende Konkurrenz unter den Automobilzulieferern und die Wirtschaftskrise erzwangen zum Jahresende jedoch die Insolvenzanmeldung. Das Schicksal des Plauener Traditionsunternehmens liegt zur Zeit in den Händen des Insolvenzverwalters.
Traditionell ist Plauen auch als Lampenhersteller bekannt – unter dem Namen Narva. Im September 2008 wurde im Konzern eine einheitliche Firmierung vollzogen. Damit fertigen die 500 Beschäftigten des Werkes Plauen nun unter dem eigentlichen Firmennamen: Philips. Als Produktname „NARVA“ besteht die Marke aber weiterhin. Die ehemalige Narva gehört seit 1991 zum Philips-Konzern. Pro Jahr werden in Plauen rund 70 Millionen Lampen hergestellt, rund 65 Prozent der Produkte gehen in den Dollarraum. Prominente Kunden der Plauener Fertigung sind Porsche und BMW.
Die Schlott-Gruppe wiederum gab den Sachsendruck ab: Im Oktober vergangenen Jahres wurde der Sachsendruck in Plauen von der Offizin Anderson Nexö GmbH (OAN) Leipzig übernommen. Damit kann OAN das eigene Leistungsspektrum erweitern. Für die Bestandspflege im Einzelhandel bildet das 2007 vom Stadtrat beschlossene Einzelhandelskonzept die Grundlage. Probleme im Einzelhandel machte im vergangenen Jahr noch immer das Mammengebiet. Nachdem dort die Edeka-Kaufhalle geschlossen war, wünschten die Anwohner einen neuen Einzelhändler. „Die Stadt kann hier unterstützend und vermittelnd wirken“, unterstreicht Plauens Wirtschaftsförderer Eckhardt Sorger – „aber in unternehmensinterne Entscheidungen eingreifen können wir nicht.“ Generell ist auch die Zukunft der Plus-Märkte abhängig von der im Sommer getroffenen Entscheidungen des Bundeskartellamtes.
Die Märkte in unserem Gebiet dürfen nach einer Entscheidung durch das Bundeskartellamt nicht von Netto übernommen werden. Zum Jahresende 2008 fiel die Entscheidung, dass Rewe diese Märkte übernimmt. Die Wertigkeit der innerstädtischen Einzelhandelsimmobilien war Streitpunkt zwischen der Stadt und den bundesweit agierenden Maklerunternehmen Kempers, Lührmann und Plötz. Entgegen der tatsächlichen Entwicklung und den diesbezüglichen Darstellungen im Einzelhandelskonzepot wurde seitens dieser Unternehmen die Bahnhofstraße bis zur Einmündung Krausenstraße als 1-A-Lage bewertet. Die Stadt-Galerie und der Klostermarkt fanden keine Berücksichtigung – die Folge: Unrichtige Aussagen zu den Mieten und zur Immobilienwertigkeit.
Ein Vor- Ort- Termin und der Hinweis auf die Standortbewertung der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung im Zusammenhang mit dem Erstellen des Einzelhandelskonzeptes führten dazu, dass Lührmann die eigenen Angaben korrigiert und Plauen hinsichtlich der Wertentwicklung der Einzelhandelimmobilien und der Mietpreise in den 1 A-Lagen deutlich besser bewertet. Die Bemühungen der Stadt hinsichtlich Kempers und Plötz gehen in die gleiche Richtung. (mr/pl)
09.03.2009