- Donnerstag, 11 August 2022, 09:16 Uhr | Lesezeit ca. 5 Min.
Stadt-Galerie Plauen zeigt Ausstellung zu Kaffeehaus Trömel
Europaweit bekannt – Bestes Haus am besten Platze
Der Mittelpunkt der Spitzenstadt war einst das berühmte Kaffeehaus „Café Trömel“. Nach einer großen Zentralhaltestelle „Otto Grotewohl“ zu Zeiten der ehemaligen DDR, steht seit dem Jahr 2001 dort die Stadtgalerie Plauen. In einer eindrucksvollen Ausstellung zeigt der Plauener Lars Buchmann Bilder aus 70 Jahren Café Trömel.
„Kaffeehaus Trömel und Trömels Garten – Vornehme großstädtische Gaststätte ersten Ranges“ steht auf einem alten Briefkopf geschrieben. In einem bebilderten Auszug verschiedenster Reklame- und Werbemitteilungen des berühmten Trömel-Hauses, beschreibt diese Absenderadresse den gesellschaftlichen Stand der deutschlandweit und international bekannten Gastronomie. Durch die Geschäftstüchtigkeit des Inhabers, der 1880 mit einer kleinen Konditorei samt Kaffeeausschank an der Syrastraße 2 am Neustadtplatz – unweit des späteren Standortes – begann, wurde das Kaffeehaus Trömel in der Welt bekannt.
Die Stadt Plauen entwickelte sich vom einstigen Städtchen zur Großstadt. Die Zeichen des Wachstums erkannte Trömel und nach Unstimmigkeiten mit der Vermieterin, suchte der in Limbach-Oberfrohna lebende Emil Trömel nach einer Fläche für einen Neubau. Durch den Bau des Kaffeehauses Trömel im Jahr 1883 und der Errichtung eines Umsteigehaltepunktes für die Plauener Straßenbahn, war von fortan der Mittelpunkt der Spitzenstadt, nicht der Altmarkt, sondern am Postplatz.
Das beste Haus am besten Platz
Nach einem weiteren Neubau – dieser war aufgrund der schnell wachsenden Einwohnerzahl der Spitzenstadt von Nöten – wurde 1905 das markante Gebäude, welches Motiv zahlreicher Ansichtskarten und Fotografien in der damaligen Zeit war, eröffnet. Ein gemütliches Beisammensein mit Kaffee und Hausgebackenem im Café Trömel, dieses Erlebnis zog selbst Berliner in die heutige Spitzenstadt. Das Einzugsgebiet der Gaststätte war weit über die vogtländischen Grenzen hinaus.
Kaffeehaus im Wander der Zeiten
Persönliche Schicksalsschläge, Weltkriege und Hyperinflation bescherten der Betreiberfamilie finanzielle Sorgen. Vernichtende Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg machten einen kostspieligen Wiederaufbau und Weiterbetrieb des einstigen Kaffeehauses unmöglich, was letztlich zum Abriss des markanten Gebäudes führte. Mit detailreichen Fotos zeigt Buchmann den Werdegang des einstigen Plauener “Aushängeschildes”.
Unglaubliche Dimensionen – Das Trömel in Zahlen
Einfach gigantisch – Rund 450 Besucher fanden im Lokal Platz. Das stattliche Gebäude verfügte über einen Billardsaal mit acht Billardtischen und Platz für 650 Gäste. Im Keller konnten Besucher auf zwei Kegelbahnen der damals beliebten Freizeitbeschäftigung nachgehen. Im Sommer bot der angrenzende Garten ausreichend Kapazität für über 2.000 Gäste. Eine Hauskapelle unterhielt die Anwesenden mit Livemusik. Über 100 Mitarbeiter waren im Trömel-Haus beschäftigt und bewältigten die tägliche Gästeschar von über 7.000 Menschen. Während die Familie das Obergeschoss bewohnte, waren auch andere Geschäfte und Arztpraxen im Haus untergebracht.
Plauen ist Leidenschaft
Der 42-jährige Plauener Lars Buchmann verfügt über eine große Sammlung von Plauener Utensilien. Vorrangig Ansichtskarten, aber auch historische Gegenstände nennt er sein Eigen. In Zusammenarbeit mit der Stadtgalerie Plauen wurde die aktuelle Ausstellung realisiert. Bereits zur diesjährigen Nacht der Museen, steuerte Buchmann für drei Ausstellungen Material aus seinem Fundus bei. Der Hobby-Historiker, der im Vorjahr einen beachtlichen dritten Platz zur OB-Wahl als parteiunabhängiger Kandidat erreichte, veranstaltet in seiner Freizeit sehenswerte Stadtführungen. Dabei sieht sich der staatlich-anerkannte Erzieher nicht als Konkurrenz, sondern Ergänzung zu den Stadtführern der Stadt Plauen. Besonders beliebt sind die Kinderführungen bei denen Geschichtliches zur Stadthistorie – kindgerecht und spannend – den heranwachsenden Plauenern vermittelt wird.
Auf die Frage, welches Stück in seiner Sammlung ihm am Herzen liege, wird Buchmann emotional. „Eine Postkarte ist wunderschön, aber ein Foto ist ein Stück Geschichte. Ein Moment, der festgehalten und für die Ewigkeit überliefert wird. Und dann gibt es noch den Menschen hinter der Kamera, alte Fotos sind für mich besondere Schätze“.
Lars Buchmann, Hobby-Historiker und Plauen-Verliebter
Ein guter Ruf in Europa
Den Teilnehmern des geführten Rundgangs bleibt vermutlich eine Erzählung Buchmanns im Gedächtnis. Laut Überlieferungen soll sich zu Glanzzeiten des Kaffeehauses, ein ehemaliger Konditorlehrling der Trömels in einer französischen Konditorei in Paris beworben haben. Auf die Frage des künftigen Arbeitgebers, wo er denn seine Fähigkeiten erlernt habe, verwies der junge Mann auf seine Lehre im renommierten Café Trömel. Daraufhin wurde das Vorstellungsgespräch abrupt beendet und keine weiteren Zeugnisse und Beurteilungen verlangt. Der Konditoreichef nahm den Trömel’schen Konditorgesellen mit Kusshand und stellte diesen sofort mit wohl ähnlich inhaltlich lautenden Worten „Wer im Café Trömel gelernt hat, der beherrscht sein Handwerk“ ein.
Zweiter Rundgang Ende August
Die Ausstellung kann noch bis Ende des Monats im Unter- und Erdgeschoss des Einkaufscenters besichtigt werden. Wer die Führung am Samstag verpasst hat, bekommt am 27. August um 11 Uhr nochmals die Möglichkeit, Anekdoten und Wissenswertes rund um das Café Trömel von Hobby-Historiker Lars Buchmann zu erfahren. Anmeldungen nimmt das Centermanagement im 2. Obergeschoss oder unter der Telefonnummer 03741/14860 entgegen.