- Donnerstag, 11 Dezember 2008, 11:09 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.
Hof-Plauen | Eltern für Findelkind gesucht – Speicheltest beginnt
Bei der Suche nach den Eltern der jüngst in Hof und vor sieben Jahren in Plauen ausgesetzten Babys setzt die Polizei auf freiwillige DNA-Tests von EC-Karteninhabern der Sparkasse Vogtland. Nach Aussage der Hofer Polizei hatte die bislang unbekannte Person die Tür des Vorraums der Sparkasse in Hof mit einer EC-Karte des Geldinstituts im Vogtland geöffnet.
Von ihr wurde zum vermuteten Tatzeitpunkt unter anderem die Bankleitzahl gescannt. Zudem gibt es auf Grund der gespeicherten Daten Merkmale, die die Gruppe der Inhaber solcher Karten weiter einschränkt. „Trotzdem“, so erklärte Polizeisprecher Willi Wehner weiter, „ist es noch ein sehr großer Personenkreis“.
In der Hofer Sparkassenfiliale war am 16. November von der Überwachungskamera um 23.08 Uhr registriert worden, wie sich die Tür zum Foyer öffnete. Der diffuse Schatten, der aufgezeichnete wurde, stammt mit höchster Wahrscheinlichkeit von der Person, die das nur wenige Stunden alte Mädchen unmittelbar hinter der Glas-Schiebetür zurückließ. Bankkunden fanden das Neugeborene etwa eine Stunde später. Von der Mutter des Säuglings fehlt weiterhin jede Spur.
Eine Genanalyse hatte ergeben, dass die Mutter identisch ist mit der eines mittlerweile sieben Jahre alten Jungen, der im September 2001 in der Sparkassen-Filiale im Landratsamt in Plauen ausgesetzt worden war. Die Beamten vermuten, dass beide Kinder auch vom gleichen Vater stammen. Der Junge, der seinerzeit von den Schwestern der Kinderklinik im Vogtland-Klinikum den Namen Max erhielt, lebt mittlerweile bei Adoptiveltern im Vogtland und geht seit diesem Jahr zur Schule. Seine kleine Schwester, die bislang noch namenlos ist, wird in einer Jugendhilfeeinrichtung in Oberfranken betreut. Neben dem Bruder und der EC-Karte weist auch noch ein anderes Indiz Richtung Vogtland: Das Mädchen war in ein rosafarbenes Bettlaken gehüllt, das laut Label-Aufdruck aus dem VEB Wäscheunion Textilwerke Elsterberg in Pausa stammt.
Laut Polizeisprecher sei keine Rede von einem geplanten Massengentest. „Wir überprüfen die in Frage kommenden EC-Karteninhaber, bei einem möglichen Verdacht bitten wir sie auf freiwilliger Basis zu einer Speichelprobe, um gegebenenfalls den Nachweis einer Vater- oder Mutterschaft erbringen zu können“, sagte Wehner. Zum Umfang der DNA-Analysen wollte er sich nicht konkret äußern. Die Zahl der Personen liege aber im dreistelligen Bereich. Dementsprechend werde die Untersuchung einige Zeit in Anspruch nehmen.
Die Sparkasse Vogtland hat nach Aussagen von Sprecherin Ivonn Lerchner im Vogtland insgesamt 240 000 Kunden. „Jeder Kontoinhaber unseres Hauses hat eine Sparkassen-Card. Hinzu kommen noch all jene, die berechtigt sind, über das jeweilige Girokonto zu verfügen und eine eigene Karte besitzen.“ In einigen Filialen sei es mit modernster Technik möglich, bei der Öffnung der Tür mit einer EC-Karte nicht nur die Bankleitzahl, sondern auch die Kontonummer zu registrieren. Die Hofer Filiale verfügt noch nicht über diese modernste Technik. Deshalb wurde nur die Bankleitzahl gespeichert, die die Spur zur Sparkasse Vogtland wies. (mt/vogtland-anzeiger)
10.12.2008, Bildquelle: Polizei Hof
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