- Mittwoch, 10 Februar 2010, 15:35 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.
Fällt der Vorgang für das Kino entgültig?
Kolumne
Wieder erreicht uns eine neue Schreckensmeldung und wieder müssen wir um den Erhalt einer Kultureinrichtung in Plauen bangen. Das Capitol, als einziges verbliebenes Kino der Stadt, schließt am ersten April diesen Jahres die Tore. Eine Stadt mit 67.000 Einwohnern ohne Kino ist auch ein Alleinstellungsmerkmal, allerdings im negativen Sinne. Was führte zu dieser Entwicklung und wie ist es doch noch möglich dieses kulturelle Angebot für die Bürger zu erhalten?
Im Jahre 2003 gab es die erste Krise, denn UFA der damalige Betreiber musste Insolvenz anmelden. Cinestar übernahm die 30 Filmtheater von UFA und entwickelte sich mit 79 Kinos zum größten deutschen Kino-Betreiber. Bereits im Juni 2009 lies Cinestar verlauten, dass der auslaufende Pachtvertrag nicht verlängert wird. Sinkende Zuschauerzahlen sollen der Grund für den Rückzug aus Plauen sein.
Wenige Wochen später war von einem „Kino-Retter“ die Rede. Ein potentieller Interessent, welcher bereits in einer Kleinstadt erfolgreich sei, hätte ein konkretes Angebot vorgelegt. Somit stünde einer nahtlosen Übernahme nichts im Wege.
Allerdings sieht es nun doch komplett anders aus. Der Interessent ist „kurz vor zwölf“ abgesprungen. Vertragliche Gründe sollen die Ursache sein, dass der Nachmietvertrag nicht zustande kam. Stellt sich nun die Frage warum im Vorfeld nicht mehrgleisige Verhandlungen geführt wurden und man erst jetzt Ausschau nach weiteren möglichen Betreibern hält?
Fakt ist, dass das in den zwanziger Jahren erbaute Gebäude für 8,5 Millionen Mark umgebaut und im Jahre 1996 neu eröffnet wurde. Das Capitol besteht aus acht Sälen, in denen täglich mindestens drei Vorstellungen laufen. Ein Kino mit acht Sälen, die jeweils nur dünn besetzt sind. Ein Kino mit acht Sälen, worin sich in den letzten Jahren nichts verändert hat. Keine neuen Ideen, keine Innovation, nichts was einen Kinobesuch zu einem besonderen Erlebnis werden lässt, was eine Kommunikation mit dem Besucher oder unter den Gästen ermöglicht. Ist diese Art der kulturellen Unterhaltung noch zeitgemäß? Nicht zu vergessen ist der finanzielle Aspekt.
Es scheint so, dass heute zu viel gegen ein traditionelles Kino spricht. Und doch kann es funktionieren, wenn den Leuten etwas geboten wird. Das Kino sollte nur einen Teil der Unterhaltung darstellen und darüber hinaus zu einem Treffpunkt werden. Und weil wir in Plauen acht Säle haben, wovon die Hälfte ausreichen würde, könnten die restlichen vier umfunktioniert werden. Eine Milchbar beispielsweise, wie sie es schon einmal gegeben hat, an gleicher Stelle. Eine Galerie würde sich ebenfalls gut in das Ensemble einfügen. Vielleicht könnten sich junge Filmemacher im Gebäude nieder lassen. Diskussionsforen könnten stattfinden. Es gibt viele Möglichkeiten dem alten Capitol wieder Leben einzuhauchen. Leben, das über den Kinobesuch hinausgeht. Nur so ist der Fortbestand auf längere Sicht gesichert.
2010-02-10