- Freitag, 24 September 2010, 23:18 Uhr | Lesezeit ca. 7 Min.
Erich-Ohser-Haus in Plauen eröffnet
Line Hoven erhält e.o. plauen Förderpreis 2010
Line Hoven, im September 1977 in Bonn geboren und aufgewachsen in Ostwestfalen, erhielt am Freitag den fünften e.o. plauen-Förderpreis der Stadt Plauen. Der Preis wird von der e.o. plauen-Gesellschaft vergeben und ist mit einem Preisgeld von 2500 Euro verbunden. Die Eröffnung des neuen Erich-Ohser-Hauses auf der Nobelstraße am selben Tag ließ zwei großartige Höhepunkte zusammenfallen.
Ein neues Domizil für e.o. plauen in Plauen – das Erich-Ohser-Haus wurde am 24. September eröffnet. Bislang waren die Ausstellung und der Nachlass des Sohns der Stadt, der das Pseudonym e.o.plauen – Erich Ohser aus Plauen – wählte, in der gleichnamigen Galerie auf der Bahnhofstraße untergebracht. Zur Festveranstaltung rund um die Eröffnung reiht sich die Förderpreisverleihung nahtlos ein. Mit Line Hoven wird nach 13 Jahren erstmalig wieder eine Frau mit dem e.o.plauen Förderpreis ausgezeichnet. Heute nahm sie ihn aus den Händen von Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer und des Präsidenten der e.o. plauen-Gesellschaft, Dr. Karl Gerhard Schmidt, im neu eröffneten Erich-Ohser-Haus in Empfang. „Mit dem heutigen Tag wird die Ehrung und Erinnerung an Erich Ohser in Plauen eine neue Qualität haben. Es ist zwar nicht das Haus, in dem Erich Ohser in Plauen gewohnt hat, aber hier ist alles konzentriert, was Plauen in diesem Zusammenhang zu bieten hat, und das ist inzwischen so einiges.“ Außerdem haben e.o.plauen-Gesellschaft und Erich Ohser-e.o.plauen Stiftung ihren Sitz im neuen Erich-Ohser-Haus.
Wie Andreas Platthaus, Feuilletonredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und anerkannter Fachmann in Sachen Geschichte des Comics und der Bildgeschichten sowie Mitglied der Jury in seiner Laudatio auf die Preisträgerin formulierte, war „das Buch ‚Liebe schaut weg’ als Bildgeschichte eine hervorragende Anbindung an Erich Ohser in seiner künstlerischen Vielfalt. Line Hoven hat mit ihrem speziellen Projekt auch eine Familiengeschichte in Cartoons geschaffen, und zwar in anspruchsvoller grafischer Art, deren künstlerische Qualität hat überzeugt. Vielleicht haben wir in ihr eine e.o.plauen Preisträgerin von morgen.“
Auf Vorschlag von Andreas Platthaus hatte sich die Jury, die im Januar 2009 unter Vorsitz von Professor Dr. Gert Ueding von der Universität Tübingen tagte, für Line Hoven entschieden. „Ich freue mich sehr über diesen einzigartigen Preis. Besonders schön ist, dass ich mit der Auszeichnung meine erste Einzelausstellung in diesem herrlichen Haus eröffnen kann.“ Die Exposition „Kleine Kratzer“, die erstmals auch großformatige und freie Arbeiten zeigt, die nicht Teil einer Bildergeschichte sind, kann bis 30. Oktober im Erich-Ohser-Haus besucht werden.
Zu den ersten Gratulanten gehörte auch Peter E. Ohser, der Enkelsohn von Erich Ohser, der wieder einmal eigens zur Preisverleihung aus den USA angereist war. „Line Hoven ist eine würdige Preisträgerin, weil sie ebenso wie mein Großvater mit ihren Bildern eine Familiengeschichte erzählt. Darüber hinaus bin ich natürlich sehr glücklich, dass sich Plauen so intensiv für den Nachlass Erich Ohsers einsetzt. Das neue Haus bietet beste Möglichkeiten, sein Vermächtnis vielen Menschen zugänglich zu machen.“
Line Hoven erhält den Preis nach Anke Feuchtenberger (1997), Volker Schlecht (2002), 2005 folgte Frank Hoppmann und 2007 Jens Harder. Und mit Line Hoven schließt sich gewissermaßen ein Kreis, denn Anke Feuchtenberger war Hovens Professorin beim Studium der Illustration in Hamburg. Sie war eine der beiden Lehrer, die Hoven zum Comiczeichnen bewegt hat. Line Hoven zeigt ihre Werke in der Sonderausstellung „Kleine Kratzer“ im Vogtlandmuseum vom 25. September bis 31. Oktober. Nebenan im neuen Erich-Ohser-Haus ist ein Querschnitt aus dem Schaffen Ohsers zu sehen: „Erich Ohser-e.o.plauen – Zeichenkunst & Bildgeschichten“.
Das liebevoll sanierte und restaurierte Erich-Ohser-Haus in der Nobelstraße liegt direkt neben den Häusern des Vogtlandmuseums, Zugang ist über das Museum. Mit den sich links anschließenden Häusern 1, 3 und 5 ist es die einzige erhaltene Häuserzeile Plauens aus dem Mittelalter. Baubeginn am Erich-Ohser-Haus war im Juli 2009, Kosten von rund 700.000 Euro standen für den Bau an. 476.000 Euro Fördergelder kamen aus dem Förderprogramm Städtebaulicher Denkmalschutz. Dabei wurde das dreigeschossige Wohn- und Geschäftshaus Nobelstraße 7 zum Erich-Ohser-Haus umgebaut. Im Haus gibt es rund 200 m² Ausstellungsfläche sowie knapp 290 m² Büro- und Archivfläche. Für den Umbau mussten Decken erneuert und geöffnet werden, die Dacheindeckung und Fassade sind teilsaniert und eine Fußbodenheizung in den Ausstellungsflächen sorgt für angenehme Wärme. Wichtig war zweifelsohne die grundlegende Sanierung des alten Gebäudes. Dazu zählen die Erneuerung der Fußböden, der Türen, des Innenputzes, die Sanitär- und Elektroinstallation. Die Sicherung der historischer Bausubstanz, beispielsweise der Kreuzgewölbedecken und der historischen Stadtmauer im Hintergebäude (Teile der historischen Wehranlage), war außerdem Anliegen und wurde umgesetzt.
Line Hoven – e.o.plauen-Förderpreisträgerin 2010
Die deutsche Comic-Zeichnerin und Illustratorin Line Hoven wurde im September 1977 in Bonn geboren. Aufgewachsen in Ostwestfalen arbeitete sie einige Zeit als Bühnen- und Kostümbildassistentin am Kasseler Staatstheater, entschied sich jedoch anschließend dafür, ein Studium der visuellen Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel zu beginnen. Nach zwei Jahren wechselte sie zur Hochschule der Angewandten Wissenschaften in Hamburg. Dort studierte sie Illustration bei Anke Feuchtenberger und ATAK, ebenfalls ein deutscher Comic-Zeichner. Nach eigenen Angaben waren es diese beiden Lehrer, die Line Hoven dazu bewegt haben, Comics zu zeichnen.
„Am Theater hat mich immer gestört, dass man die Bilder, die man im Kopf hatte, nie umsetzen konnte, weil alles immer zu teuer war. Im Comic gibt es keine Grenzen, man kann aus allem ausbrechen und andere direkt an seinem eigenen Universum teilhaben lassen“ (aus: band eins, Ausgabe 8/2006, „Glück gehabt“, Text: Peter Lau). Mit der Diplomarbeit „Liebe schaut weg“, die gleichzeitig ihre erste Buchveröffentlichung bei dem Comicverlag „Reprodukt“ war, absolvierte sie im Jahr 2006 erfolgreich ihr Studium. Line Hoven arbeitet hauptsächlich mit Schabkarton, aus welchem sie ihre Arbeiten kratzt und somit ihren unverkennbaren Stil erschafft. In dem Comic geht es um ihre Familiengeschichte, sie hat amerikanische und deutsche Wurzeln. Heute lebt und arbeitet sie als freie Illustratorin und Schallplattenverkäuferin in Hamburg.
Der e.o. plauen Förderpreis
Den e.o. plauen Förderpreis, der einschließlich heute fünfmal vergeben wurde, erhielt 1997 die gebürtige Ostberlinerin Anke Feuchtenberger, ihr folgte im Jahr 2002 der aus Radeberg bei Dresden stammende Grafikdesigner Volker Schlecht, im Jahr 2005 der Münsteraner Frank Hoppmann und 2007 Jens Harder, geboren in Weißwasser. Der Preis selbst stellt eine stilisierte silberne Zeichenfeder dar und wurde vom Plauener Silberschmied Mathias Heck geschaffen. Außerdem erhält der Preisträger 2.500 Euro.
Ein Tag der Ehrerweisung an den bedeutenden Sohn der Vogtlandstadt Mit der Vergabe des e.o. plauen Preises und des e.o. plauen Förderpreises möchte die Stadt Plauen einerseits Erich Ohser, sein Leben, sein Werk und Wirken ehren und andererseits „e.o. plauen“ als Sohn der Stadt Plauen im Gedächtnis bewahren.
Die e.o. plauen-Gesellschaft
Das Hauptanliegen der e.o. plauen-Gesellschaft, die am 2. Oktober 1993 im Plauener Hotel „Alexandra“ gegründet wurde, ist die Vergabe des e.o. plauen Preises sowie des e.o. plauen Förderpreises. Mit diesen beiden Preisen soll das graphische Schaffen in den Genres Karikatur/Cartoon, Pressezeichnung und Buchillustration gefördert werden. Außerdem lädt die Gesellschaft zu wissenschaftlichen Symposien in die Vogtlandstadt ein. Prof. Dr. Willi Daume, ehemaliger Präsident des NOK für Deutschland, Dr. Rolf Magerkord, Oberbürgermeister a.D. der Stadt Plauen sowie Christian H. Ohser, Sohn Erich Ohsers gehörten unter anderem zu den Gründungsmitgliedern der e.o. plauen-Gesellschaft, die ihren Sitz in Plauen hat. Erster Präsident der Gesellschaft war der inzwischen verstorbene Willi Daume, dessen Nachfolge am 29. September 1997 der ehemalige Bundesaußenminister, Prof. Hans-Dietrich Genscher antrat. Gegenwärtiger Präsident ist Dr. Karl Gerhard Schmidt.
2010-09-24, Quelle: Stadt Plauen, Bild: Brand Aktuell