- Mittwoch, 8 April 2009, 20:35 Uhr | Lesezeit ca. 2 Min.
Erich Ohser-e.o.plauen | Im Krieg sind alle Mittel erlaubt
“Im Krieg sind alle Mittel erlaubt – die satirischen Attentate Erich Ohsers im Deutschland der Nationalsozialisten”. Unter diesem Titel fand zum 65. Todestag e.o.plauens eine Podiumsdiskussion in der gleichnamigen Galerie statt. 1944 erhängte sich der im Vogtland gebürtige Zeichner in der Haftanstalt Berlin-Alt-Moabit. Er griff damit dem Urteil des gefürchteten Richters Roland Freisler vor.
Die Hauptintention der neuen Ausstellung und dem dazugehörigen Buch von Detlef Manfred Müller ist eine andere Interpretation der berühmten Vater-und-Sohn-Geschichte, welche von 1934 bis 1937 in der Berliner Illustirten Zeitung erschienen. Erich Ohser wurde lange in der Nachkriegszeit verkannt oder zu Zwecken missbraucht. Des Öfteren wurden in der Geschichte Künstler für eine bestimmte Ideologie benutzt und mit Absicht fehlinterpretiert. So widerfuhr es beispielsweise dem Thomaskantor Johann Sebastian Bach in der DDR.
Der Autor Müller nennt jene Darstellungen Ohsers in der frühen Nachkriegszeit “Legendenbildung”. Der Durchschnittsbetrachter nahm lediglich den Unterhaltungswert von “Vater und Sohn” wahr. Doch anscheinend steckt mehr hinter der Fassade des dickbäuchigen Vaters und dessen frechen Fillius.
Bernd Wirkus, Professor für Philosophie in Köln, war am vergangenen Montag auch in Plauen und beschrieb umfassend die Zeit des Nationalsozialismus. Im Dritten Reich gingen viele Künstler in die so genannte “Innere Emigration”. Ein Anführer jener Menschen war Erich Kästner, guter Freund Ohsers.
e.o.plauen versuchte mit karikierender Absicht Adolf Hitler und dessen Helfer lächerlich zu machen. Die wenigen Vater-und-Sohn-Geschichten, bei denen dies nachweisbar ist, sind damit einzigartig in der Publizistik im Dritten Reich. Wirkus nennt das die Entmythologisierung des Nazi-Führers Hitler. Mit großem Risiko behielt Erich Ohser bis zu seinem Tod seine Integrität. Der genaue und intelligente Zeitungsbetrachter konnte bereits zu Zeiten des Nationalsozialismus erkennen, dass “Vater und Sohn” nicht nur für die Alltagsunterhaltung zuständig waren, sondern auch des Öfteren Deutschland und jenen Zeitgeist in Frage stellten. (ce)
07.04.2009