- Samstag, 10 Oktober 2009, 01:30 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.
Bundespräsident Horst Köhler würdigt Plauen
Strahlender Sonnenschein, wie gemacht für einen großen Tag: Der 7. Oktober ist in Plauen lokaler Gedenktag. Als „Tag der Demokratie“ wird er in Plauen 20 Jahre nach der friedlichen Revolution erstmalig in diesem Jahr begangen.
Fotostrecke:
>> Bilder vom Besuch von Horst Köhler in Plauen
Würdigung erfuhr die Stadt im Vogtland durch den Besuch des Bundespräsidenten Horst Köhler, und damit wird ihre Vorreiterrolle zur Zeit der friedlichen Revolution 1989 anerkannt. Schließlich war es in dieser Stadt, in der für die Staatsmacht überraschend am 7. Oktober 1989 Tausende auf die Straße gingen, gegen das herrschende System protestierten – und es war diese Stadt, in der eben diese Zusammenkunft von regimetreuen Staatsdienern und reformsuchenden Bürgern erstmals friedlich auseinanderging. „Wir wussten damals nichts von dieser Demonstration in Plauen“, räumte der Bundespräsident während der Diskussion am späteren Vormittag im Plauener Malzhaus ein. „Zu sehen waren immer nur die offiziellen Bilder der Demonstrationen“, erinnerte er sich, „und das waren spätere Demos – vor allem die in Leipzig und in Dresden.“
Der Bundespräsident diskutierte darüber und generell über die „Wende“-Zeit in Plauen mit Akteuren der Friedlichen Revolution –Superintendent Thomas Küttler (der durch sein Engagement am 7. Oktober der Demonstration einen friedlichen Verlauf ebnete), Siegmar Wolf (der das erste Plakat überhaupt bei den Plauener Demos entrollt hat), Steffen Kollwitz (deckte den Wahlbetrug durch akribisches Nachzählen der Stimmen auf), außerdem Dr. Hartmut Seidel (Sprecher der Gruppe der 20). Das Gespräch moderierte Stephan Detjen vom Deutschlandfunk. Der Talk wurde auch übertragen.
Horst Köhler ging darauf ein, dass die Deutschen aus der BRD 1989 sorgenvoll auf den Osten des Landes blickten – „Wir hatten Angst, dass sich die Situation wie in China wiederholen könnte“, erörterte er. Und: „Es war eine augenöffnende Erfahrung, dass von den Ostdeutschen selbst der Wunsch ‚Keine Gewalt’ laut wurde“, fügte er an. Köhler lobte die unglaubliche Überzeugungskraft der damaligen Demonstranten und unterstrich, wie stolz die Deutschen auf diese Entwicklung der Dinge sein könnten. „Die Deutschen sind begabt zur Freiheit“, stellte das Staatsoberhaupt fest.
In einer anschließenden Fragerunde konnten Schüler Plauener Bildungseinrichtungen Fragen stellen. Was Horst Köhler für Tipps geben könne, damit die Jugendlichen in den Ostländern blieben, war eine Frage. „Es gibt nirgends eine Garantie, dass alles gut ist, es existiert kein Patentrezept“, sagte er dazu. Am Ende käme es auf jeden selbst an – und natürlich auf die Politik.
Nach der Fragerunde stand für den Bundespräsidenten schon der nächste Termin auf dem Plan – der Besuch des Jugendzentrums Boxenstopp. Dort ließ er sich das Zentrum von den Jugendlichen zeigen und aß mit ihnen zu Mittag.
Am Vormittag schrieben sich Bundespräsident Horst Köhler und seine Frau Eva Luise nach einer kurzen und sehr herzlichen Begrüßung der Bürger vor dem prachtvollen Alten Rathaus in das Goldene Buch der Stadt ein. Auf dem darauf folgenden Weg ins Malzhaus konnte sich Horst Köhler ein Bild von den schönen Gassen in der Altstadt Plauens machen. (presse/plauen)
2009-10-08