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Plauen Nachrichten
  • Mittwoch, 15 Juni 2016, 09:38 Uhr | Lesezeit ca. 4 Min.

100 Angestellte im Landratsamt arbeiten von zu Hause aus

Telearbeit unterstützt Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Die Gesellschaft sucht nach Wegen, wie man Familie und Beruf, die Kinderbetreuung und verstärkt auch die Pflege von Angehörigen unter einen Hut bekommt. Das Landratsamt hat seit Jahren mit der Telearbeit ein gut funktionierendes Arbeitsmodell gefunden. Mit gegenwärtig 98 Telearbeitern in nahezu allen Ämtern dürfte der Landkreis im Vergleich der öffentlichen Verwaltungen in Deutschland führend sein.

Arbeiten von zu Hause aus, geht das? Ja, das geht. Gerade für Verwaltungen ist die Telearbeit ein moderner Weg, zur Vereinbarkeit beizutragen und immer mehr auch Fachkräfte zu bekommen.. Schon seit 1998 gibt es angefangen mit den Lebensmittelkontrolleuren Telearbeit in der Kreisverwaltung. Damals noch Vorreiter in einem Pilotprojekt, kamen bald Mitarbeiter aus anderen Abteilungen dazu, so der Leiter des Personalamtes Peter Plohmann, der dies angefangen mit dem ehemaligen Amtstierarzt Dr. Hans-Georg Möckel bis heute verfolgt.

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Das hat sich bewährt, kann er mit Blick auf den 100. Telearbeiter zu Recht bilanzieren. Im demographischen Wandel und mit der verstärkten Suche nach Fachkräften ist es für ihn auch eine Möglichkeit, im Wettbewerb zu punkten, vor allem nachdem auch die Altersteilzeit als Instrument nicht mehr zur Verfügung steht. 98 Telearbeitsverträge hat der Vogtlandkreis derzeit abgeschlossen, mit 71 die meisten im Sozial-, Gesundheits- und Jugendamt. Weitere Plätze sind zuletzt im Ordnungsamt, der Ausländerbehörde, im Naturschutz und in der Schulverwaltung hinzugekommen. Auch die beiden Beauftragten des Landrates Veronika Glitzner und Dagmar Nauruhn und eine Juristin seines Rechtsamtes wissen die Telearbeit zu schätzen.

Im Verkehrsamt arbeiten drei MItarbeiter erfolgreich in Telearbeit, bilanziert Verkehrsamtsleiterin Constanze Spranger für den Außendienst und eine Mitarbeiterin bearbeitet zu Hause Bußgeldfälle. „Mit der elektronischen Akte werden die Telearbeiter mit dem kompletten Wissen versorgt.“, hat sie die Voraussetzungen gut organisiert. Abstimmungen laufen telefonisch, schriftlich oder persönlich zu den Anwesenheiten im Amt. Komplett in Telearbeit ist die Betreuungsbehörde tätig. „Bei der Übernahme von Landesaufgaben hat uns die Telearbeit in den Bereichen Schwerbehindertenrecht und Erziehungsgeld geholfen, auch Fachpersonal übernehmen zu können“, stellt Plohmann heraus.

Insgesamt sind damit 15 Prozent aller Mitarbeiter der Kernverwaltung des Landkreises, in 18 verschiedenen Sachgebieten, über alle Dezernate verteilt in dieser modernen Arbeitsweise tätig. „Bis zum Umzug ins neue Gebäude Horten wollen wir 100 Telearbeitsplätze einrichten“, heißt es von Peter Plohmann. Acht Teilzeitanträge sind noch in der Bearbeitung und zeigen, dass das Ende Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Keine Arbeitswege, freie Zeiteinteilung und Familienfreundlichkeit bleiben beliebt, schätzt er ein. Aber auch für den Landkreis als Arbeitgeber ergeben sich erhebliche Vorteile. Plohmann verweist auf das Einsparpotenzial im neuen Horten-Gebäude, weil mindestens zwei Telearbeiter sich einen Arbeitsplatz teilen. Außerdem lassen sich bei Telearbeitern Effizienzsteigerungen von gut 15 Prozent feststellen. Schnellere und kürzere Bearbeitungszeiten gehören als ein Beispiel dazu, wenn es weniger Störungen „von außen“gibt oder auch weniger klingelnde Telefone und nachfragende Kollegen.

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Andererseits steigt durch die größere Eigenverantwortung und das vom Vorgesetzten entgegengesetzte Vertrauen die Motivation der Mitarbeiter. Auch dieses Vertrauensverhältnis und damit auch wichtigste Grundlage der Telearbeit hat sich bewährt und den Schub befördert. Dafür nutzt der Telearbeiter die Rahmenarbeitszeit von 6:00 bis 20:00 Uhr. Mindestens einen Tag in der Woche ist er im Amt und einen Tag kann der Vorgesetzte variabel festlegen. Bei Vertretungen ist die Vereinbarung aufgehoben.

Natürlich gibt es auch Grenzen, denn nicht jeder Mitarbeiter ist für Telearbeit geeignet und nicht jede Aufgabe eignet sich dazu, schätzt Plohmann ein. Neben dem uneingeschränkten Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Mitarbeiter, entscheidet am Ende der Vorgesetzte, wer in Telearbeit gehen kann. Das waren bislang gute Entscheidungen, denn noch kein Telearbeitsverhältnis wurde abgebrochen.

Eine weitere Begrenzung ist und bleibt die Bürgeransprache. Wir werden im Horten mit 661 Mitarbeitern einziehen, betont Peter Plohmann. Daran wird sich trotz Telearbeit und modernster Technik nichts ändern. (vl)

2016-06-15

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