- Donnerstag, 11 März 2010, 12:59 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.
Schwarzer bei Karo an richtiger Adresse
Regelmäßiger Kontakt zu Frauenrechtlerin
Ist Alice Schwarzer einem Betrügerverein auf den Leim gegangen? Zwei mal bereits war die Frauenrechtlerin zu Gast beim Prominentenspecial von Günther Jauchs Millionen-Quiz „Wer wird Millionär“. Wie üblich werden die Gewinne an Hilfsprojekte und Vereine gespendet. Schwarzer unterstützte zum einen im Jahr 2004 den Plauener Sozialverein Karo und im September 2009 den Frauen-Nothilfeverein „Hatun und Can“ aus Berlin.
Der steht nun in den Schlagzeilen und soll die Großspende von einer halben Million Euro veruntreut haben. Die gemeinnützige Organisation hat sich einen neuen BMW X6 Turbodiesel für 60 000 Euro angeschafft. Das Geld soll aus der Spende stammen, so der Vorwurf, zu dem sich der Vereinsgründer nicht äußern will. Schwarzer und der Fernsehsender RTL haben nun Strafanzeige gegen den Verein gestellt. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen.
Interesse hatte die „Emma“-Herausgeberin nicht nur beim Berliner Verein, wofür die Spenden eingesetzt werden. Informiert hat sich Schwarzer auch in Plauen, sagt Cathrin Schauer vom Karo Verein auf Anfrage: „Ich hatte regelmäßige Kontakte zu Frau Schwarzer und der Emma-Radaktion, und war auch im Januar erst dort zum Besuch. Auch nach dem Spendeneingang gab es immer wieder Infos über unsere Arbeit und regelmäßige Kontakte.“
Der Plauener Sozialverein gab 2004 einen Hilferuf an Alice Schwarzer ab. Damals entzog die Regierung dem Projekt die finanzielle Existenzgrundlage. Es drohte das Aus. Wie ein Wunder kam dann der Großgewinn aus der „Wer wird Millionär“-Show, den die Frauenrechtlerin dem Plauener Sozialverein stiftete. 125 000 Euro gewann Schwarzer am 25. Mai 2004 auf dem Stuhl bei Günther Jauch. In der Sendung lobte sie Karo, der Verein kämpft im deutsch-tschechischen Grenzgebiet unter anderem gegen Kindesmissbrauch. Eigentlich wollte Schwarzer damals mindestens die halbe Million gewinnen. Doch auch mit betteln und flehen konnte sie Jauch nicht dazu bringen, ihr bei der Antwort zu helfen. Schwarzers Großspende ist über mehrere Jahre bei Karo für zahlreiche Projekte verwendet worden, sagt Schauer. So unter anderem für Streetwork und Beratungsstellen-Arbeit in den Prostitutions- und Drogenszenen der Grenzregion.
Das Geld floss aber auch für Einzelfall- und Ausstiegshilfen, für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Behörden vor Ort und für Sozialarbeit in den Bereichen Zwangsprostitution, Frauenhandel und sexuelle Ausbeutung von Kindern im Kontext von Prävention, Forschung, Sensibilisierung, Schulung und Netzwerkarbeit, erläutert die Vereinschefin. Aber auch die Planungen für ein Kinder- und Frauenschutzhaus konnten mit den Mitteln durchgeführt werden.
Von Martin Reißmann
2010-03-11