- Dienstag, 4 Februar 2014, 20:24 Uhr | Lesezeit ca. 4 Min.
Theater: Plauen nimmt Landkreis in Pflicht
OB: Landkreise und Städte sollen gleichberechtigte Gesellschafter werden
Mit einem Brief, in dem er seine Sorge um die Stimmungslage im Theater Plauen-Zwickau zum Ausdruck bringt, hat sich Nicolaus Köhler, Vorsitzender des Betriebsrates, an die beiden Oberbürgermeister von Zwickau und Plauen gewandt. Die Reaktion von beiden Oberbürgermeistern fiel unterschiedlich aus.
Die Zwickauer Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeis antwortete auf schriftliche Weise, Plauens Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer lud den Betriebsratsvorsitzenden kurzerhand zu einem Gespräch ins Rathaus ein. In seiner Einschätzung zum Gesprächstermin macht Nicolaus Köhler deutlich: „Auf den beiden Oberbürgermeistern lastet eine ganze Menge Verantwortung und sie genießen das Vertrauen der Belegschaft, eine Lösung für das Theater zu finden. Die Reaktion von beiden Stadtoberhäuptern lässt mich zuversichtlich sein, dass unser Theater bei den OBs weiterhin in guten Händen ist.“
Zuvor hat Plauens Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer nochmals für seinen Weg geworben, eine dauerhaft tragfähige Lösung zur Neuordnung der Finanzierung des Theaters Plauen-Zwickau zu finden: „Es geht mir nicht darum, einseitig den Finanzzuschuss seitens der Stadt Plauen zu reduzieren. Nein, es geht darum, den Tatsachen ins Auge zu blicken und eine breitere Basis für die Theaterfinanzierung mit beiden Städten und beiden Landkreisen zu schaffen“, sagte er.
In seinen Ausführungen hatte der OB zuvor einmal mehr deutlich gemacht, dass die beiden kreisangehörigen Städte Plauen und Zwickau nach wie vor allein neun Millionen Euro pro Jahr für die Finanzierung des Theaters aufbringen, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Bei 160.000 Einwohnern bedeutet das einen Anteil von rund 54 Euro (Zwickau) bzw. 49 Euro (Plauen) je Einwohner.
Zum Thema:
„Mit der Kreisreform haben beide Städte ihre Kreisfreiheit verloren. Betrachtet man die beiden Landkreise, so stehen diese für weitere 400.000 Einwohner, die sich derzeit mit insgesamt rund zwei Millionen Euro über den Kulturraum Vogtland-Zwickau an der Finanzierung beteiligen. Das ist nicht gerecht und, zumindest für die Stadt Plauen kann ich das deutlich sagen, sie kann die Summe von 3,5 Millionen Euro pro Jahr im Haushalt auf Dauer nicht mehr stemmen.“
Er habe daher einen Diskussionsvorschlag eingebracht, der aus seiner Sicht für alle Partner eine Kompromisslösung darstellen könnte: „Die Landkreise und Städte werden gleichberechtigte Gesellschafter, das heißt 50 Prozent Beteiligung bei den Städten Plauen und Zwickau sowie 50 Prozent bei den Landkreisen. Dies bedeutet nicht nur finanzielle Mitbeteiligung, sondern auch entsprechend gleichberechtigte Mitsprache und Mitbestimmung. Zwischen den beiden Landkreisen bzw. den beiden Städten könnte dann zusätzlich noch eine Aufteilung nach Einwohnerzahl erfolgen. Ich könnte mir sogar noch vorstellen, dass der Anteil der Städte im Vergleich zu den Landkreisen nochmals ein höherer sein wäre. Hier ist natürlich Verhandlungsspielraum. Aber was aus meiner Sicht überhaupt nicht geht auf Dauer ist, dass sich beide Landkreise nur über die Kulturumlage an der Finanzierung des Theaters beteiligen“, so der OB.
Für Nicolaus Köhler ist noch ein weiterer Aspekt von Bedeutung: „Das fusionierte Theater hat ein Einzugsgebiet von über 550.000 Einwohnern, das entspricht Städten wie Leipzig oder Dresden. Was dort an Kultur vorgehalten wird, ist wesentlich mehr. Für mich steht fest, ein Theater mit einem derartigen Einzugsgebiet kann und darf man nicht einfach in Frage stellen.“
Die Verhandlungen zur Absicherung der Finanzierung des Theaters Plauen-Zwickau werden, so ist sich der OB sicher, noch eine ganze Weile in Anspruch nehmen. „Ich stehe zu unserem Theater, mir geht es darum, das Theater dauerhaft zu erhalten und zu sichern. Betrachtet man sich die Investitionen der Stadt in die Substanz des Theaters in den zurückliegenden Jahren, egal ob Gebäude, Drehbühne, Belüftung, Stühle usw. so ist dies doch ein deutliches Signal pro Theater. Jetzt geht es darum, wie wir die Finanzierung auf Dauer sicherstellen.“
„Die derzeit geführten öffentlichen Diskussionen um die Zukunft des Theaters haben die Belegschaft natürlich massiv verunsichert“, macht Nicolaus Köhler im Laufe des Gespräches deutlich. „Etwas Positives kann man dieser Diskussion jedoch abgewinnen: Die Podiumsdiskussion des Aktionsbündnisses ‘Pro Vogtlandtheater’ hat gezeigt, dass der Geist für den Erhalt und die Sicherung des Theaters in der Bevölkerung wieder geweckt wurde. Das gibt den Beschäftigten eine gewisse Sicherheit und ein gewisses Vertrauen, dass man gemeinsame Lösungen finden wird. Der Wille der Bevölkerung kann und darf nicht einfach ignoriert werden.“ (plauen/mar)
2014-02-04