- Mittwoch, 12 Februar 2014, 21:36 Uhr | Lesezeit ca. 2 Min.
Plauen Teil einer weltweiten Schnitzeljagd
Acht Orte erinnern an Zwangsarbeiterschicksal
„Die längste historische Schnitzeljagd der Welt“ heißt die veröffentlichte Broschüre von Laurent Guillet aus Frankreich. Anfang Februar war er persönlich in Plauen. Guillet überreichte Plauens Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer symbolisch eine Ausgabe.
Mit dem 60-seitigen Buch wird Geschichte erlebbar gemacht – denn die Teilnehmer dieser französisch-deutsch-tschechischen Schnitzeljagd bewegen sich auf einer etwa 2000 Kilometer langen Route zwischen Trevélo, Sarrebourg (F), Bad Liebenwerda und Mühlberg an der Elbe, Hartmannsdorf, Lengenfeld und Plauen (D) sowie Litvinov und Most (Tschechien) und folgen so den Spuren Joseph Santerres, eines ehemaligen Zwangsarbeiters aus der NS-Zeit.
Guillet ist der Großneffe Joseph Santerres, der 1940 in deutsche Gefangenschaft geriet. Santerre arbeitete als Fremdarbeiter im Untertagebau. Sein Widerstand brachte ihn Ende 1944 in ein Arbeitserziehungslager der Gestapo nach Plauen, später dann nach Nordböhmen, wo er aller Wahrscheinlichkeit nach ermordet wurde. Um „Geschichte erstarren zu lassen“ ließ der Großneffe Guillet innerhalb seines dem Buch vorausgegangenen Reiseprojekts 2012 namens „Erstes Rendezvous eines literarischen Weges“ an acht Orten, die mit dem Schicksal von Joseph verbunden sind, Gedenktafeln errichten.
Die sechste Tafel ist in Plauen an der Umfassungsmauer des ehemaligen Gefängnisareals am Schlossberg zu finden, teilt die Stadt mit. Die authentischen Orte des historischen Geschehens – das Arbeitserziehungslager „Straflager Sachsenhof“ Morgenbergstraße 43 und die Firma Arnold Ritter Maschinenfabrik, Rinnelberg 14a, wo Joseph Zwangsarbeit leisten musste – existieren nicht mehr.
„Wer an allen acht Punkten in den drei Ländern war, erhält am Ende eine Urkunde“, erläuterte Laurent Guillet. Dafür muss das Buch, das über eine Schutzgebühr beispielsweise im Vogtlandmuseum für drei Euro erhältlich ist, mit den gesammelten Stempeln eingeschickt werden. „Bald macht sich eine Gruppe junger Franzosen auf, um diesen Weg zu verfolgen“, freut sich der Initiator. „Eine tolle Sache“, sagt Oberdorfer. „Damit können Teilnehmer Geschichte erleben, Spaß miteinander haben und innerhalb der EU zusammenwachsen.“ (text/foto:plauen)