- Freitag, 24 Juli 2015, 13:28 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.
Mindestlohn-Umfrage: Papierkrieg, Unsicherheit und Jobverlust
Jedes achte Unternehmen musste Arbeitsplätze abbauen
Der Mindestlohn belastet die südwestsächsische Wirtschaft nicht nur durch die erhebliche Rechtsunsicherheit und durch den hohen bürokratischen Aufwand. Die gestiegenen Personalkosten treffen viele Unternehmen empfindlich. Jedes achte Unternehmen musste Arbeitsplätze abbauen. Einige Firmen sehen sich sogar in ihrer Existenz gefährdet. Das ist die Kernbotschaft der Befragung von 553 IHK-Unternehmen zwischen Plauen und Chemnitz.
Vier von zehn Unternehmen beschäftigten 2014 Mitarbeiter, die pro Stunde weniger als 8,50 Euro verdienten. Die Lohnanpassungen infolge des Gesetzes, auch oberhalb des Mindestlohnbereichs, konnten durch Preiserhöhungen nicht vollständig weitergegeben werden. Häufig wurde die Arbeitszeit der Beschäftigten gesenkt und Investitionen zurückgestellt. Trotz der Anpassungen mussten knapp 30 Prozent der Betroffenen ihre Beschäftigtenzahl reduzieren, teilt die IHK Chemnitz mit.
Insgesamt erfolgte in jedem achten Unternehmen ein Personalabbau. Mit Blick auf alle Beteiligten sind ca. 0,7 Prozent aller Stellen weggefallen, darunter 40 Prozent im Minijob- und Teilzeitbereich. Auch die Statistik der Bundesagentur für Arbeit vermeldet einen Rückgang der Minijobs. Gleichzeitig hat der gesamte Beschäftigungsaufbau an Tempo verloren.
„Die Erhebung zeigt, dass der Mindestlohn trotz der guten Konjunktur negative Beschäftigungseffekte nach sich zieht. Zudem wird der dringende Handlungsbedarf zur Vereinfachung bürokratischer Vorgaben sowie zur Konkretisierung gesetzgeberischer Unklarheiten deutlich“, so kommentiert Hans-Joachim Wunderlich, Hauptgeschäftsführer der IHK, die Ergebnisse.
Die wichtigsten Ergebnisse:
• 41 Prozent der befragten südwestsächsischen Unternehmen sind von den Mindestlohnregelungen direkt betroffen. Am höchsten ist der Anteil im Handel, wo jedes zweite Unternehmen Mitarbeiter mit einem Stundenlohn von weniger als 8,50 Euro im Jahr 2014 beschäftigte. Unternehmen mit 50 und mehr Mitarbeitern sind mit 36 Prozent deutlich weniger stark betroffen.
• Bei dem vom Mindestlohn direkt betroffenen Unternehmen verdienten 2014im Schnitt 43 Prozent der Mitarbeiter weniger als 8,50 Europro Stunde. Der Anteil der betroffenen Beschäftigten fällt mit steigender Mitarbeiterzahl deutlich, so dass größere Unternehmen tendenziell weniger starke Lohnanpassungen vornehmen mussten.
• 47 Prozent der befragten Unternehmen ergriffen Maßnahmeninfolge der flächendeckenden Einführung des Mindestlohns. Es wurden vor allem die Preise und die Löhne oberhalb des Mindestlohnniveaus erhöht, aber auch die Arbeitszeit der Beschäftigten gesenkt und Investitionen zurückgestellt.
• Trotz der Anpassungen infolge des Mindestlohns mussten knapp 30 Prozent der Unternehmen, die auf den Mindestlohn reagiert haben, ihre Beschäftigtenzahl reduzieren. Im Schnitt wurde bei diesen drei Stellen bzw. 15 Prozent der Belegschaft abgebaut. Insgesamt erfolgte in jedem achten Unternehmen ein Personalabbau. Mit Blick auf alle Beteiligten sind ca. 0,7 Prozent aller Stellen weggefallen. Der Arbeitsplatzabbau variiert in den Wirtschaftszweigen von 0,6 Prozent in der Industrie bis zu neun Prozent im Güterverkehr. 60 Prozent der Stellen fielen im Vollzeitbereich weg, die Übrigen verteilen sich auf Teilzeit und Minijobs.
• Nur wenige Unternehmen (5 %) beurteilen den Mindestlohn positiv. Mehr als ein Drittel beklagen negative Folgen, weitere vier Prozentsehen sogar den Fortbestand ihres Unternehmens gefährdet. Viele beanstanden, die mit dem Mindestlohn verbundene Bürokratie und erwarten eine Zunahme der Schwarzarbeit. (text/grafik:ihk)
2015-07-24, 13:22:56