- Mittwoch, 11 Januar 2017, 18:43 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.
Glory Gospel Singers aus New York begeistern Plauener
Innige Stimmen durchfluten Kirchenschiff
Das New Yorker Ensemble „The Glory Gospel Singers“ hat am Wochenende in Plauen gastiert. Der kleine, feine Chor gab in der sehr gut besuchten Lutherkirche ein wunderbares Konzert, die Frauen und Männer der Singers zelebrierten Liebe und Hingabe zu ihrer christlichen Religion, zum Leben und zur Musik und vor allem die Schlichtheit und die Kraft ihres Vortrages berührten das Publikum.
Eine junge Frau des Ensembles The Glory Gospel Singers stellte sich in schöner blauer Robe allein vor den schönen, weihnachtlich geschmückten Altar der Lutherkirche. Ihre Künstlerkollegen in gleicher Montur nahmen seitlich Platz, machten Platz für sie, auf das die Sängerin ihren Vortrag, ihr Solo im Glanze vieler Kerzenlichter beginnen konnte. Sie setzte vor ihrem Plauener Publikum an, welches mucksmäuschenstill und herzlich zugewandt lauschte. Erste Töne ihrer fein und zunächst beinah fragil wirkenden Stimme suchten und fanden Platz im Kirchenschiff. Kein Mikrofon war zur Hand, für keinen der Künstler. Das mitgebrachte elektronische Klavier klang später kaum laut vernehmbar und dennoch ausreichend, die Vorträge der Vokalisten passend zu tragen.
Die Vokalistin sang eine Ballade, ein Lobeslied, eine Hymne, einen Gospel auf ihren Gott, auf ihr Leben und Wirken in Dankbarkeit und Demut und das gestenreich und stimmlich facettenreich, denn fragil war ihre Stimme überhaupt nicht, so voluminös und grandios und den Zuhörer einnehmend schwang Note für Note ihres Vortrages durch den Raum. Das Publikum erlebte Gospel in Reinform, wunderbar, schlicht, ergreifend. Das ein ganzes Konzert lang, leise, laut, kraftvoll, überaus sensitiv. Die US-Amerikaner legten stets los, als wären sie daheim in einer New-Yorker Stadtteilkirche, sie ermunterten die etwas spröden, ja schüchternen Plauener, mitzusingen, zu wippen, zu tanzen gar, zu klatschen und den Moment und den lieben Gott und den Konzertabend mit all der herrlichen Musik zu preisen und mitzuwirken. Es gelang, die Zuschauer tauten auf, es wurde ein intensiver, froher, nachdenklicher wie optimistischer Abend.
Seit 15 Jahren tourt das Ensemble „The Glory Gospel Singers“ aus New York durch viele Länder und packt stets das Publikum mit seinem ganz eigenen Mix aus überwältigend guten Stimmen, gut sortierten Liedfolgen und großer Körperlichkeit beim Vortrag in Kirchen und Konzerthallen. „The Glory Gospel Singers“ sind ein Teil einer bis zu 70-köpfigen „New Yorker Community Chorale“, aus der die Leiterin, Phyllis McKoy Joubert, für jede Tour eine neue Gruppe zusammengestellt. In Plauen stand ein Sextett in der Lutherkirche, welches Gospels Spirituals und Volkslieder, konkret welche aus der Zeit der Sklaven interpretierte.
Den Zuhörern in der Lutherkirche Plauen kamen nicht wenige Lieder gut bekannt vor. So ertönte „Amen“, „Joshua fit the battle of Jericho“, „Sometimes I feel like a motherless Child“, „Oh when the saints go marchin in“, „Oh happy day“. Auch Stücke aus den Anfängen der afroamerikanischen Musik aus dem 17. bis 19. Jahrhundert ertönten, Lieder, die in Zeiten schlimmster Unterdrückung und Verfolgung entstanden. Die Singers stimmten voller physischer Innigkeit Spirituals an. Das wohl bekannteste Lied aus diesem Genre ebenso: „Go down Moses“.
Rhythmisch stark betont, wurde es ein gesangliches wie tänzerisch überaus inspirierendes Lied. Viele Besucher nahmen nach zwei Stunden Konzert so einige Melodien und die charmante, temperamentvolle Show der Akteure voller Freude gedanklich mit auf den Nachhauseweg. Und so eine Idee: Auf dass vielleicht der nächste Gottesdienst auch mehr Pep haben könnte. (text&foto: f. blenz)
2017-01-11