- Dienstag, 26 September 2017, 12:41 Uhr | Lesezeit ca. 5 Min.
Wirtschaftsregion Plauen – Stärken und Schwächen
Studienakademie Plauen ist Motor der Region
Wie in vielen anderen ländlichen Gebieten hierzulande, sorgt auch im Vogtland vor allem eine Frage für Sorgenfalten: Wie wird die Region aussehen, wenn die in Rente gegangene Generation der Bergbauarbeiter nicht mehr ist? Wer kommt nach?
Hat die Politik Pläne etwas zu ändern, oder hat man uns im Berliner Wahlkampf schon vergessen? Denn viele Familien wandern ab, mit der Hoffnung in den urbanen Zentren für sich und ihre Kinder eine bessere Zukunft zu finden. Wie schlecht ist es wirklich um die Region bestellt? Wo lassen sich Lichtblicke erhaschen? Wo tun sich Chancen auf, die es zu ergreifen gilt?
Motor der Region – die Studienakademie
Für alle Regionen bundesweit gilt: Eine Hochschule, Universität oder Akademie in der Gegend wirkt dem weitverbreiteten Fachkräftemangel entgegen. An der Studienakademie Plauen waren 2016 insgesamt 423 Studierende eingeschrieben. Die Hochschule bildet ihre Studierenden in den Bereichen Wirtschaft, Technik und Sozialwesen aus.
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Eine enge Verzahnung mit künftigen Arbeitgebern ist dabei durch Dozenten aus Wissenschaft & Praxis sowie ein großes Angebot an dualen Studiengängen gegeben. Die Absolventen verstärken dann entweder die Unternehmen vor Ort oder machen sich in jungen Startups selbstständig. Ein Beispiel für eine solche Gründung ist Ladon, welches innovative Beleuchtungs- und Managementsysteme für Gewächshäuser herstellt.
Damit ein neu gegründetes Unternehmen Erfolg hat, muss es sich neben dem operativen Geschäft um weitere unternehmerische Aufgaben kümmern. Ein kleines Gründer-Team verfügt allerdings nicht immer über die erforderliche Expertise in Sachen Warenwirtschaft oder Buchhaltung. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Startups aus Ingenieuren ohne betriebswirtschaftliche Kenntnisse bestehen.
Intelligente Softwarepakte wie „Financial Office pro“ von Lexware unterstützen bei der Erledigung zahlreicher Aufgabenbereiche von Anlagenverwaltung bis hin zu Gehaltsabrechnung. Neben einer effizienten Unternehmensführung sind für den Erfolg ebenfalls die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Region des Unternehmenssitzes verantwortlich.
Stärken der Wirtschaft
Bevor wir einen Blick auf die Unternehmen vor Ort werfen, schauen wir vorweg auf ein paar Zahlen. Diese sollen kurz und prägnant einige wichtige wirtschaftliche Kennzahlen vorstellen:
– Mit 26.100 € Arbeitskosten pro Jahr und Mitarbeiter belegt Plauen deutschlandweit einen soliden 30. Rang, innerhalb von Sachsen bedeutet das Rang 6.
– Immerhin 9,1% aller Beschäftigten verfügen in der Region über einen Hoch- oder Fachhochschulabschluss, was bundesweit für Rang 105, in Sachsen für Rang 10 von 13 reicht. – 60,4% Arbeitsplatzversorgung lassen die Region im Gesamtvergleich überdurchschnittlich dastehen.
– Der Gewerbesteuerhebesatz von 450% liegt im Durchschnitt (Vergleiche: Dresden 450%, Leipzig 460%. Die effektive Höhe des Betrags lässt sich mit kostenlosen Gewerbesteuerrechnern ermitteln.
Wie oben angekündigt hat auch eine breite Palette von fortschrittlichen Unternehmen einen Sitz in der Region:
– Automobilindustrie: Vosla Gmbh (Glühlampen für KFZ und Spezialbereiche wie Medizintechnik), MAN Truck und Bus Deutschland AG, BAP Boysen Abgassysteme Plauen GmbH & Co.KG
– Maschinenbau und Elektrotechnik: Vogtländisches Kabelwerk GmbH, WEMA Vogtland Technology GmbH (Sondermaschinenbau, Werkzeugmaschinen), Herold Maschinenbau GmbH (Baugruppen, Druckmaschinen, Komponenten für Werkzeugmaschinen)
– Stahlindustrie: Plauen Stahl Technologie GmbH (Architektonischer Stahlbau, Industrietechnik, Brücken- und Hallenbau)
– Landwirtschaft und Nahrungsmittel: Vogtlandmilch GmbH, Sternquell Brauerei
45 Vertreter dieser Unternehmen hatten vor der anstehenden Bundestagswahl die Möglichkeit, Peter Altmaier, den Chef des Kanzleramts, mit den für sie relevanten, wirtschaftlichen Fragen zu löchern. Dieser stand ihnen dann einen Tag lang Rede und Antwort. Lob gab es dabei für Unternehmen wie E-Control, die dimmbares Spezialglas zur Steuerung von Licht und Energie herstellen. Aber der CDU-Politiker wurde auch mit wirtschaftlichen Sorgen der Anwesenden konfrontiert.
Schwächen der Wirtschaft
Fachkräftemangel ist ein Problem, welches die gesamte Wirtschaft in Deutschland angeht. Gerade die ländlichen Regionen Ostdeutschlands wie das Vogtland sind besonders schwer betroffen. Die jungen Leute zieht es meist in die großen Städte wie Leipzig oder Dresden, zurück bleiben die älteren Generationen.
Darauf antwortete der Chef des Kanzleramts mit einem geplanten Zuzugsgesetz, welches die Migration von Fachkräften in entsprechende Regionen forcieren solle. Ein weiterer Punkt ist der Glasfaserausbau und ein verbreitetes 5G-Mobilnetz. Schnelles Internet ist eine Grundvoraussetzung, um in Zeiten von Industrie 4.0 international konkurrenzfähig bleiben zu können.
Leider steckt das schnelle Internet in vielen ländlichen Gebieten Deutschlands noch in den Kinderschuhen, so auch im Vogtland.
Auch eine Studienakademie vor Ort nützt nichts, wenn der Nachwuchs aus den Schulen fehlt. Schulen werden geschlossen, Familien ziehen weg. Der demographische Wandel, eng verbunden mit dem Fachkräftemangel, trifft das Vogtland besonders hart.
Hier werde laut Altmaier eine Arbeitsgruppe eingerichtet, welche sich um Lebensqualität und Attraktivität der betroffenen Regionen kümmern soll.
Auch die Flüchtlingskrise treibt die Unternehmer des Vogtlands um. Wie kann Integration gelingen, um das bestmögliche aus dieser gewaltigen Herausforderung zu machen? Mit Beschulung und effizienter Vermittlung in Ausbildungsstellen lautet die Antwort des CDU-Politikers.
Ein Blick in die Kristallkugel – was uns bevorsteht
Die Integration der Flüchtlinge wird deutschlandweit eines der zentralen Themen bleiben, doch bietet sich hier die Chance, das andere große Problem, den Fachkräftemangel, zu kompensieren. Das wird aber nur gelingen, wenn sich Ausbildungsstätten und Betriebe diesen Menschen öffnen und letztlich auch genügend Ressourcen – personell wie materiell – zur Verfügung stehen.
Genauso wenig ist mit einem Abbruch der Abwanderung junger Menschen in die nächst größeren Städte wie Leipzig oder Dresden zu rechnen. Gegenmaßnahmen zur Steigerung der wirtschaftlichen, familiären und soziokulturellen Attraktivität werden aber auch nicht von heute auf morgen Wirkung zeigen. Die Gründungen junger und erfolgreicher Startups in der Region lassen allerdings erkennen, dass die Reise in die richtige Richtung geht.
2017-09-25