- Freitag, 29 März 2019, 10:31 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.
Industrialisierung von Plauen erlebbar für Schüler
Neues Schulprojekt startet in Schaustickerei und Vogtlandmuseum
Für Kinder und Jugendliche wird ab April ein neues Schulprojekt angeboten, das sich mit der Industrialisierung in Plauen beschäftigt. Damit wird für Sachsens „Jahr der Industriekultur 2020“ bereits jetzt ein Beitrag durch beide Museen verwirklicht. Diese erste Kooperation zwischen der Schaustickerei Plauen und dem Vogtlandmuseum Plauen ermöglicht nun Schulklassen, in beiden Häusern etwas über das Leben der Familien im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zu erfahren.
Die Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen der Grundschule Weischlitz sind die ersten, die kommenden Montag dieses Projekt für ihren Heimat- und Sachkundeunterricht nutzen.
Dem Thema Kinderarbeit wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Etwa zum Alltag der sogenannten „Pfännelkinder“, die vor und nach der Schule mit dem Einfädeln von Fäden für die Stickmaschinen zuständig waren. Auch die Arbeit an der mechanischen Nähmaschine und das Aufspulen von Fäden am Spulrad kann selbst von den Kindern probiert werden. Dabei erhalten sie Einblicke in den Alltag ihrer jungen Vorfahren, wo es laut Sächsischer Gewerbeverordnung noch darum ging, die Arbeitszeiten von Kindern zwischen fünf Uhr morgens und 22 Uhr abends zu begrenzen.
Weiterhin wird anhand eines Modells der Stadtentwicklung aus dem Jahre 1928 das Wachsen Plauens zur Großstadt erläutert, die im Jahre 1912 mit 128.014 Einwohnern den Höchststand erreichte. Die Funktion der Dampfmaschine an einem funktionstüchtigen Modell gibt den Einblick in die technische Welt der Industrialisierung.
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Da der Lehrplan der Schulen für die vierte und siebten bzw. achten Klassen die Industrialisierung als Lernstoff vorsieht, hatte Museumpädagoge Uwe Fischer vom Vogtlandmuseum in Plauen die Idee, beide Museen mit dem Thema „Industrialisierung in Plauen“ als außerschulischen Lernort zu bewerben: „Die Kinder sollen Geschichte nicht nur aus dem Lehrbuch erfahren, sondern vor Ort selbst erleben, anfassen, probieren und riechen können“.
Werden die Anträge bewilligt, wird am Vogtlandmuseum mit Fördermitteln des Kulturraums und der Kulturstiftung Sachsen zum Thema „Industrialisierung in Plauen“ eine Nischenausstellung entstehen, die zugleich die Besucher auf den neuen Ausstellungskomplex Weisbachsches Haus ab 2022 neugierig machen soll.
Das Besondere an der Industrialisierung in Plauen ist, dass die Heimarbeit bzw. die kleinen Produktionsstätten, die oft in den Hinterhöfen der städtischen Bevölkerung eingerichtet wurden, durch die Weiterverarbeitung von Spitze und Textilien ihre handwerkliche Berechtigung bis weit in das 20. Jahrhundert beibehalten haben. Parallel dazu entstanden die großen Fabriken entlang der Weißen Elster und der Bahnlinien bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Besonders in der Schaustickerei ist nachzuempfinden, wie technische Meisterschaft in der Mechanik der Stickmaschinen gerade junge Menschen auch heute noch begeistern kann.
Dieses Angebot „Industrialisierung in Plauen“ soll als Themenreise nicht nur den Bildungseinrichtungen sondern auch den Jugendherbergen angeboten werden. (text: u.fischer, foto: vogtlandmuseum)
2019-03-29