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Plauen Nachrichten VOGTLAND TV
  • Montag, 28 April 2025, 09:35 Uhr | Lesezeit ca. 4 Min.

Bomben auf Plauen: Gedenken an Stadtzerstörung mit neuen Erkenntnissen

Gerd Naumann beleuchtet in ausverkauften Vorträgen die Luftangriffe auf Plauen und deren Folgen

Wie kam es, dass Plauen im Zweiten Weltkrieg Ziel von 14 Luftangriffen wurde? Welche Rolle spielte die Stadt in der Rüstungsproduktion? Und wie haben die Menschen das Kriegsende erlebt? In seinen restlos ausverkauften Vorträgen im Vogtlandmuseum gibt Gerd Naumann Antworten – tiefgründig, detailreich und bewegend. Zusätzlich werden die historischen Ereignisse durch eine Sonderausstellung im Vogtlandmuseum Plauen jetzt greifbar.

Mehr dazu auch im Reel:

Eine Stadt im Visier der Bomber

Plauen wurde am 12. September 1944 zum ersten Mal bombardiert. Es folgten 13 weitere Luftangriffe bis zum Frühjahr 1945. Am 10. April 1945 fand der schwerste Bombenangriff auf Plauen statt. Mehr als 2.300 Menschen kamen dabei ums Leben. Anlässlich des 80. Jahrestages finden im Stadtgebiet in diesem Jahr viele Gedenkveranstaltungen statt. Besonders das Interesse an Gerd Naumanns Vorträgen ist groß.

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Gert Naumann hält ausverkaufte Vorträge im Vogtlandmuseum Plauen. Foto: A. Hellgoth
Gert Naumann hält ausverkaufte Vorträge im Vogtlandmuseum Plauen. Foto: A. Hellgoth

Der Plauener Historiker erklärt, warum Plauen überhaupt ins Visier der Alliierten geriet: „Plauen war ein bedeutender Standort der Rüstungsindustrie – mit Betrieben wie der Vogtländischen Maschinenfabrik, die Panzer baute, oder dem Luftfahrtgerätewerk Dr. Th. Horn.“ Auch die Lage als Bahnknotenpunkt machte Plauen strategisch interessant.

„Plauen wurde zum Ziel, als den Briten buchstäblich die Bombenziele ausgingen.“

Gerd Naumann

Die letzten Angriffe waren zwar militärisch nicht mehr entscheidend – doch sie zerstörten große Teile der Stadt. Ein zentrales Dokument dabei: das sogenannte „Bombus Baedeker“, ein Zielhandbuch der Royal Air Force, in dem Städte mit rüstungswirtschaftlicher Bedeutung systematisch erfasst wurden – ab einer Einwohnerzahl von 15.000, später sogar ab 1.100. Auch Plauen war dort verzeichnet.

Die Folgen der Bombardierungen waren verheerend: Über 75 Prozent der Innenstadt wurden zerstört, Tausende Menschen verloren ihr Zuhause. Noch heute prägen die damaligen Einschnitte das Stadtbild und das kollektive Gedächtnis.

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Angst, Hoffnung, Irrtümer – das Kriegsende in Plauen

Naumann beleuchtet in seinen Vorträgen nicht nur die militärischen Abläufe, sondern auch die menschlichen Schicksale.

„Die Menschen waren in einem ständigen Wechselbad der Gefühle – zwischen Angst vor Bomben, der Hoffnung auf ein baldiges Ende und der Unsicherheit, was nach dem Einmarsch der Amerikaner passieren würde“, so Naumann.

Besonders dramatisch: Verwechslungen führten manchmal zu tödlichen Folgen. In manchen Dörfern etwa hängten Menschen weiße Tücher aus – in der Annahme, Amerikaner seien eingetroffen. Wenig später kam jedoch die SS – mit fatalen Konsequenzen.

„Es reichte manchmal ein weißes Tuch, um verdächtigt und getötet zu werden.“

Der Bombenkrieg – neu kartiert

Gert Naumann in der Sonderausstellung im Vogtlandmuseum Plauen. Foto: A. Hellgoth
Gert Naumann in der Sonderausstellung im Vogtlandmuseum Plauen. Foto: A. Hellgoth

Ein besonderes Highlight der neuen Sonderausstellung ist eine Stadtkarte. Sie zeigt auf Basis des Stadtplans von 1935, wo sich militärische Einrichtungen, Dienststellen und sogar Außenlager des KZ Flossenbürg in Plauen befanden. Diese Karte sei in dieser Form einzigartig und mache Zusammenhänge deutlich, die bislang wenig bekannt waren.

„Ich wollte sichtbar machen, wo die Wehrmacht, die Gestapo, die SS saßen – aber auch, wo Zwangsarbeiter untergebracht waren. Es ist eine Visualisierung der dunklen Seite unserer Stadtgeschichte.“

Gerd Naumann

Ausstellung mit Tiefgang

Die Ausstellung „Bomben auf Plauen“ im Vogtlandmuseum ist eröffnet und hat Potential zu einer Dauerausstellung zu werden. Sie thematisiert nicht nur die Zerstörung, sondern fragt auch: Warum wurde bombardiert? Was wussten die Alliierten über die Stadt? Wie wurde Plauen wahrgenommen – damals und heute?

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Die Kombination aus historischen Fakten, Kartenmaterial und persönlichen Schicksalen macht die Ausstellung sehr interessant.

Gert Naumann in der Sonderausstellung im Vogtlandmuseum Plauen. Foto: A. Hellgoth
Gert Naumann in der Sonderausstellung im Vogtlandmuseum Plauen. Foto: A. Hellgoth

Erinnern für die Zukunft

Für Gerd Naumann ist das Thema nicht abgeschlossen. „Es geht nicht nur um Geschichtsforschung – es geht um Verantwortung. Nur wer versteht, wie es zu solchen Ereignissen kam, kann daraus für die Zukunft lernen.“

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