- Donnerstag, 17 April 2025, 08:23 Uhr | Lesezeit ca. 4 Min.
Rubinmühle im Vogtland: Europas größte Bio-Hafermühle setzt auf Wachstum
Plauener Traditionsbetrieb investiert weiter – neue Anlagen, mehr Jobs und Appell an regionale Landwirte
Die Rubinmühle Vogtland zieht nach dem Neubau ihrer Bio-Hafermühle eine erste Bilanz und plant bereits die nächsten Ausbauschritte. Mit Investitionen in neue Anlagen und zusätzlichen Arbeitsplätzen entwickelt sich der Standort in Oberlosa zum Zentrum der Haferverarbeitung in Europa. Gleichzeitig ruft das Unternehmen regionale Landwirte auf, den Anbau des gefragten Getreides im Vogtland weiter auszubauen. Ein Haferforum soll zusätzliches Interesse wecken.

Tradition trifft Innovation
Das Mühlengewerbe gehört zu den ältesten Branchen der Welt. Die Rubinmühle wurde 1684 im badischen Lahr gegründet und befindet sich heute in 14. Generation im Familienbesitz. Neben drei Standorten in Lahr ist das Unternehmen seit einigen Jahren auch im Vogtland vertreten. Die Ansiedlung in Plauen wurde durch eine Initiative des Vogtlandkreises ermöglicht, der gezielt Ackerflächen für den Haferanbau bereitstellte und den Kontakt zur Unternehmenszentrale in Lahr suchte.
Der zweite Betrieb der Rubinmühle in Plauen-Oberlosa begann 2014 mit der Verarbeitung von Hafer. Aufgrund wachsender Nachfrage wurde die Kapazität bis 2020 verdoppelt und durch den Neubau einer hochmodernen Bio-Schäl- und Flockenmühle im Jahr 2023 sogar vervierfacht. Der imposante Baukörper mit 30 Metern Höhe bietet einen weiten Blick über das Vogtland – eine Region, deren klimatische Bedingungen sich ideal für den Haferanbau eignen.

Hafer auf dem Vormarsch – regional, gesund, klimafreundlich
Hafer ist als heimisches Getreide ökologisch besonders wertvoll, benötigt wenig Dünger, unterdrückt Beikräuter und trägt zur Auflockerung der Fruchtfolge bei. Neben seinen agrarischen Vorteilen überzeugt Hafer auch ernährungsphysiologisch: Er gilt als Superfood und ist sowohl bei Menschen als auch in der Tierernährung beliebt. Entsprechend wächst der Markt: Laut Statista soll der weltweite Umsatz mit pflanzenbasierten Ersatzprodukten bis 2030 auf knapp 162 Milliarden Euro steigen. Haferdrinks machen dabei schon heute mehr als die Hälfte der pflanzlichen Milchalternativen aus.
Aktuell verarbeitet die Rubinmühle in Plauen jährlich rund 100.000 Tonnen Hafer – davon 55.000 Tonnen in Bio-Qualität. Damit ist der Standort der größte Bio-Hafer-Verarbeiter Europas. Der Betrieb beliefert die Lebensmittelindustrie, darunter den regionalen Partner „Lebensgarten“ in Adorf, mit rund zwei Dutzend Produkten – unter anderem erhältlich in Biomärkten und exklusiv bei einer großen Drogeriekette.
Lieferengpässe und Klimarisiken – neue Anbaupartner gesucht
Trotz moderner Technik blieb auch die Rubinmühle nicht von globalen Entwicklungen verschont. Pandemie, Ukraine-Krieg und Wetterextreme führten 2023 zu Mehrkosten und einer angespannten Rohstofflage. So wurde etwa auf 20 % weniger Fläche Hafer angebaut, Ernteverluste lagen bei bis zu 30 %. „Im ersten Jahr nach dem Neubau waren wir daher nicht vollständig ausgelastet“, erklärt Stephan Leins, früherer Produktionsleiter und heutiger Vertriebsaußendienst-Mitarbeiter.
„Wir kaufen jeden guten Hafer an“
Stephan Leins, Vertriebsaußendienst-Mitarbeiter
Umso größer ist der Appell an regionale Landwirte: Die Rubinmühle will den Haferanbau in Sachsen weiter vorantreiben und ruft mit Unterstützung des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft zur Ausweitung der Produktion auf. Im November lädt das Unternehmen zum Haferforum in die Plauener Festhalle. Dort informieren Experten über Anbauvorteile und Marktpotenziale – auch in der Hoffnung, neue Lieferanten zu gewinnen.
Zukunftssicher und mitarbeiterfreundlich
Trotz der Herausforderungen blickt die Rubinmühle optimistisch nach vorn. Für 2025 ist der Bau einer automatischen Absackanlage für 25-kg-Säcke sowie eine neue Verpackungslinie für Kleingebinde geplant. In den kommenden drei bis fünf Jahren soll auch die Lagerkapazität für Roh- und Fertigwaren ausgebaut werden.
Damit verbunden ist eine Aufstockung des Teams. Gesucht werden unter anderem fünf bis acht Produktionshelfer, Fachkräfte für Lagerlogistik und ausgebildete Müller – ein Beruf mit Perspektive. Die Mitarbeitenden profitieren von attraktiven Benefits wie Jobrad-Leasing, Fahrtkostenzuschuss, bezuschusstem Mittagessen sowie Zeugnisprämien für Auszubildende.

Eine Erfolgsstory mit Zukunft
Für Stephan Leins bleibt der Neubau ein persönliches Highlight: „Von der Planung bis zur Inbetriebnahme war ich an allen Prozessen beteiligt. Es ist großartig zu sehen, was wir hier geschaffen haben.“ Mit demselben Enthusiasmus geht das Unternehmen in die nächste Phase – als engagierter Partner für Landwirte, Arbeitgeber mit Weitblick und als starker Akteur in der Ernährung von morgen.