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ratgeber
  • Dienstag, 11 Februar 2025, 06:38 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.

Zwischen Denkmalschutz und Abrissbirne

Was passiert mit alten Gebäuden im Vogtland?

Plauen und das Vogtland blicken auf eine lange Baugeschichte zurück. Jugendstilfassaden, Gründerzeithäuser und ehemalige Industriegebäude prägen das Stadtbild. 

Abbruch eines Gebäudes auf der Langen Straße in Plauen. Foto: S. Höfer
Abbruch eines Gebäudes auf der Langen Straße in Plauen. Foto: S. Höfer

Allerdings befinden sich viele dieser Bauwerke in einem schlechten Zustand. Feuchte Wände, undichte Dächer, marode Fundamente machen die nötigen Sanierungen teuer − und Abrisse oft unumgänglich. 

Gleichzeitig gibt es jedoch Initiativen, die den Erhalt historischer Substanz fordern. Die Frage ist also: Welche Gebäude lassen sich retten – und welche müssen weichen? Der folgende Artikel beleuchtet dieses Thema genauer.

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Denkmal oder Problemfall? Die schwierige Gratwanderung

Historische Bauten stehen unter besonderem Schutz. Laut Denkmalschutzgesetz des Bundeslandes Sachsen dürfen sie nicht ohne weiteres abgerissen oder baulich verändert werden.

Die Eigentümer müssen bei Sanierungen außerdem strenge Auflagen erfüllen. Es gilt, die Originalbausubstanz zu erhalten, denkmalgerechte Materialien zu verwenden, sowie Eingriffe in die Statik zu vermeiden. Entsprechende Förderprogramme können zwar helfen, doch sie decken in den meisten Fällen nur einen Teil der Kosten ab.

Viele Hausbesitzer stehen daher vor einer schwierigen Entscheidung: Sollen sie sanieren und dafür hohe Summen investieren oder den Abriss riskieren? Städte und Gemeinden stehen in diesem Kontext ebenfalls vor einem Dilemma. Einerseits sollen prägende Bauwerke erhalten bleiben, andererseits dürfen heruntergekommene Gebäude auch nicht zu einer Gefahr für die Anwohner werden.

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Herausforderung für Immobilienmakler und Investoren

Auch die Objektakquise bei Immobilienmaklern gestaltet sich in diesem Umfeld besonders schwierig. 

Einerseits gibt es eine hohe Nachfrage nach sanierten Altbauten, andererseits stehen viele Immobilienbesitzer Sanierungen skeptisch gegenüber. Die Kosten sind oft nur schwer zu kalkulieren − und es fehlen außerdem Interessenten, die bereit sind, langfristig in denkmalgeschützte Gebäude zu investieren. Zudem sind längst nicht alle Immobilien wirtschaftlich sanierbar.

Ein weiteres Problem: der Leerstand. Viele Altbauten stehen seit Jahrzehnten ungenutzt leer, was wiederum ihren Verfall beschleunigt. Die Stadt Plauen versucht durch Konzepte wie das „Stadtkonzept 2033“ Lösungen zu finden – zum Beispiel im Rahmen von Umnutzungskonzepte für denkmalgeschützte Gebäude oder gezielte Förderungen für Eigentümer.

Erfolgreiche Beispiele: Wenn sich Denkmalschutz lohnt

Trotz aller Herausforderungen sind im Vogtland auch positive Beispiele zu finden. So wurde in der Ferdinand-Schill-Straße 10 in Plauen ein Jugendstilhaus aus dem Jahr 1904 denkmalgerecht saniert und in hochwertigen Wohnraum umgewandelt. Historische Elemente wie Stuckdecken und Parkett wurden erhalten, während moderne Technik für die nötige Energieeffizienz sorgt.

Auch Industriebauten können eine zweite Chance bekommen. Die ehemalige Kammgarnspinnerei in Reichenbach wurde beispielsweise in ein Kultur- und Gewerbezentrum umgewandelt, das heute Künstlerateliers und Start-ups beherbergt. 

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Solche Projekte zeigen, dass mit Kreativität und durch finanzielle Anreizen historisch wertvolle Gebäude sowohl erhalten als auch zugleich wirtschaftlich genutzt werden können.

Welche Zukunft haben alte Gebäude im Vogtland?

Der Spagat zwischen Denkmalschutz und wirtschaftlicher Nutzung bleibt eine der größten Herausforderungen für die Stadtentwicklung und die Immobilienbranche in der Region. Plauen setzt auf Anreize für Investoren, um sanierungsbedürftige Gebäude zu erhalten. Gleichzeitig bleibt ein Abriss in manchen Fällen die einzige Option, um gefährliche Bauruinen zu vermeiden.

Fest steht: Jedes abgerissene Gebäude bedeutet den Verlust eines Stücks Stadtgeschichte. Die kommenden Jahre werden also zeigen, ob und wie es gelingt, den Charakter der Region zu bewahren, ohne dabei den Fortschritt zu blockieren.

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