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Plauen Nachrichten
  • Montag, 27 Oktober 2008, 17:54 Uhr | Lesezeit ca. 5 Min.

Neue Ausstellung über Humorzeichnungen im Best Western Plauen

Erich Ohser 2 Im Best Western Hotel Plauen am Straßburger Tor eröffnet am Dienstag eine neue Ausstellung. Sie zeigt die bekanntesten und erfolgreichsten Humorzeichnungen von 1900 bis 1950. Dabei werden auch Zeichnung vom e.o. plauen Künstler Erich Ohser zu sehen sein.

Die Schau eröffnet am Dienstagabend um 19:00 Uhr. Der erste Teil der Ausstellung ist bis Februar zu sehen, der zweite Teil bis April.

Heute so, morgen so – Humor im Wandel der Zeit.
Humorzeichnungen von 1900 bis 1950

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"Drei Tage war der Frosch so krank, jetzt lacht er wieder, Gott sei Dank." Zugegebenermaßen warten die Frösche hier eher in einer Zweitinkarnation als Hund auf "Besserung ihrer Wehwehchens und Zipperleins", aber Heilung scheint in Sicht. Jedenfalls erinnert der bekannte Illustrator und Humorzeichner Ferdinand Barlog (1895 – 1955) mit seiner lustigen Zeichnung aus den dreißiger Jahren punktgenau an noch heute gültige verhaltens- und Spielregeln in jedem Wartezimmer weltweit, zumindest wenn man auf Kasse kommt und zum Ausharren verdonnert ist.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Diese altbewährte und fundamentale Einsicht zieht sich wie ein roter Faden durch die neue Ausstellung in den Räumen des Best Western Hotels in Plauen. Ein neues Marketing-Konzept ermöglicht die regelmäßige Präsentation von Kunst, die aber nicht als dekorative Flachware für die Zimmerausstattung daherkommen soll.

Der Hotelleitung geht es darum, in den öffentlich zugänglichen Räumen der Anlage einen neuen "qualitätsvollen" Ausstellungsort in Plauen und dem Vogtland zu etablieren: "Das geht selbstverständlich nur mit guter Kunst, die so auch im Museum hängen kann", erklärt Hoteldirektorin Christina Erbut. Und weiter: "Dieses mal zeigen wir etwas, das zu Plauen paßt: Humorzeichnungen und Karikaturen." Mit von der Partie ist deshalb Erich Ohser (1903-1944), der unter dem Pseudonym e.o.plauen mit seinen Vater und Sohn-Geschichten noch immer Welterfolge feiert. Doch Humor und Talent für das karikierende Zeichnen teilte er mit vielen Künstlern seiner Zeit.

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Bei aller Konstanz haben die beiden künstlerischen Gattungen (Humorzeichnung und Karikatur) eine durchaus wechselvolle Geschichte aufzuweisen. Eingedenk aller Übergangsformen zwischen den beiden Bereichen selbst, gehören diese sowohl der "angewandten", aber ganz fraglos auch der bildenden Kunst an. Seinerzeit wurde für die unüberschaubare Zahl der Tageszeitungen und Wochenpublikationen, der Magazine und Broschüren deutlich mehr gezeichnet bzw. illustriert als heute, die Photographie hatte noch lange nicht den Stellenwert, den sie im Blätterwald unserer Tage einnimmt. Das Spektrum der Ausstellung ist deshalb sehr breit und natürlich abhängig vom spannungsgeladenen Verlauf der Jahrzehnte und den sehr unterschiedlichen ästhetische Moden von 1900 bis ungefähr 1950. In jedem Fall hatte die Humorzeichnung neben dem Unterhaltungswert immer auch eine Ventilfunktion, um die krisenhaften Zeitläufte des frühen 20. Jahrhunderts für alle damals Beteiligten erträglicher und menschlicher zu gestalten.

Anhand einer Auswahl von ca. 70 Zeichnungen sowie einigen typischen Zeitungen und Illustrierten wird ein lockerer Überblick über das gesellschaftliche und kulturelle Leben der damaligen Zeiten gegeben. Politik war damals vielen Humorzeichnungen nicht fern, ebensowenig wie eine liebevolle, aber auch spöttische „Diagnose“ der verqueren Alltagssymptome quer durch alle gesellschaftlichen Schichten. Deutlich wird in dieser Ausstellung zudem, wie zeitlos der Humor, der Witz, die Pointe funktionieren, sobald das Menschliche – Allzu-Menschliche zum Gegenstand der spitzen Feder erhoben wird. Gleichwohl erkennt man aus heutiger Sicht, daß die Zeichnungen aus einer mittlerweile „entrückten“ Zeit stammen. Sie bleiben dennoch ganz hervorragende Dokumente, um auf amüsante und doch sehr ernsthafte Art und Weise vor Augen zu führen, worüber 'anno dunnemals' nachgedacht und gelacht wurde.

Viele der gezeigten Blätter sind Original-Vorlagen für die damals bekanntesten Illustrierten und Humor- bzw. Karikaturzeitschriften (Simplicissimus, Fliegende Blätter, Lustige Blätter) geschaffen von den bedeutendsten Zeichnern und Illustratoren der Zeit, wie Paul Simmel, Barlog, Walter Trier, Olaf Gulbransson, Thomas Theodor Heine oder Emmerich Huber. Allesamt stellen sie Raritäten dar, da die zeichnerischen Einfälle häufig nur als Druckvorlagen existier(t)en und – für den Tagesgebrauch gedacht – nur selten einer musealen Aufbewahrung würdig erachtet wurden.

Ein Highlight stellt in dieser Ausstellung eine Zeichnungsauswahl von e.o.plauen/Erich Ohser dar, einem der bekanntesten, auf jeden Fall dem erfolgreichsten Humorzeichner aus den dreißiger Jahren. Nicht nur, aber vor allem mit seinen "Vater und Sohn"-Bilderfolgen, die in einem Atemzug mit dem "Struwwelpeter" und "Max und Moritz" zu nennen sind, gehört Ohser noch heute zu den beliebtesten Künstlern aus dem letztlich unüberschaubaren Bereich der Comics.

Was Barlog übrigens so humorvoll in Szene setzt, ist für viele Menschen, erst recht wenn eine Krankheit psychosoziale Handycaps mit sich bringt, ein ernstes, manchmal unüberwindliches Problem. Das Bestwestern Hotel in Plauen schafft genau für diese Menschen Arbeits- und Ausbildungsplätze. Das Integrationsprojekt will durch individuelle, behinderungsspezifische Begleitung und fachliche Anleitung zur Angleichung und Normalisierung der Lebenswelten von behinderten und nicht behinderten Menschen beitragen. Das Integrationsamt Chemnitz des Sächsischen Landesamtes für Familie und Soziales unterstützt und berät das Projekt. Weitere Auskünfte erteilt gerne die Hotelleitung.

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Ausstellungen sind also nicht nur für Besucher gedacht, sondern stellen auch für Mitarbeiter des Hotels eine wesentliche "atmosphärische" Bereicherung dar.

27.10.2008, Text: mr/Kompass 10/08

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